Waldzustandsbericht 2020
Schleswig-Holstein ist das waldärmste Flächenbundesland. Insofern hat die Witterung und das Klima erheblichen Einfluss und Bedeutung für den Zustand der Wälder. Die Jahresmitteltemperatur im Lande ist von 8,4° auf 9,4° in den letzten 30 Jahren angestiegen. Die Niederschlagsmenge von 805 mm im Vegetationsjahr 2019/2020 entspricht dem langjähriger Soll der Periode 1961-1990. Trotzdem reichten die Niederschläge nicht aus, um die Trockenheit der letzten Jahre besonders in den südlichen und östlichen Landesteilen auszugleichen. Die Klimaanpassung der Wälder ist derzeit die größte Herausforderung der Forstbetriebe. Der Anteil starker Schäden im Bundesbestand und der Anteil der als Schadholz entnommenen Bäume sind 2020 doppelt so hoch wie die langjährigen Mittelwerte. Im Jahr 2020 wurden 4,7% der Waldfläche als stark geschädigt eingestuft. Die Absterberate liegt bei 0,3% des Gesamtwaldes. Mischbestände mit mehreren Baumarten erhöhen die Resilienz der Wälder und wirken dem großflächigen Absterben einer Baumart entgegen. Geplant ist bis 2050 eine Baumartenverteilung von 68% Laubbäumen und 32% Nadelbäumen. Nicht vergessen werden sollte ein Mindestbestand von 5% Naturwald in den Wäldern. Stabile Waldbestände im Lande sind dauerhaft zu vermehren, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und um auf Dauer größere Mengen Kohlendioxid zu speichern.
Auf der Suche nach der Blume, dem Baum, dem Vogel des Jahres
Wandern ist auch immer Beschäftigung mit der Natur. Kann es einen besseren Einstieg geben, als sich während einer Wanderung mit dem Baum des Jahres, der Blume des Jahres, dem Vogel des Jahres zu beschäftigen, diese in der geeigneten Umgebung aufzusuchen oder sie unverhofft anzutreffen. Die Beschäftigung mit zunächst wenigen Arten führt schnell zu mehr Interesse und damit zu weiteren interessanten Funden. Das Auge und andere Sinne werden geschult, schnell ist man auf der Suche nach der Blume, dem Baum, dem Vogel oder auch anderer Arten der Vorjahre. Diese ausgewählten Arten können leicht auffindbare Zeiger-Arten bestimmter schützenswerter Biotope sein, aber auch solche, die man vielleicht nur mit Experten findet. Die Freude an der Entwicklung wird in jedem Fall groß sein und damit auch der Lerneffekt.
Umweltbildung mangelhaft
Das Wissen über Wildtiere und ihre Lebensräume erhalten Kinder und Erwachsene, wenn überhaupt, vorwiegend aus den Medien, nicht aber aus dem Naturerleben. Das erhebliche Angebot an „Naturfilmen“ über die Arktis, die Antarktis, die Urwälder, Wüsten beweisen, dass eine Sehnsucht nach Naturerlebnis besteht, dass aber kaum Kenntnis vorhanden ist, welche Wildtiere bei uns heimisch sind, wie sie leben, wovon sie sich ernähren, welchen Lebensraum sie benötigen. Naturschutz kann nur durch Umweltbildung erreicht werden. Das mediale Fernerleben ersetzt nicht die „begriffene“ Erfahrung : Wenn man einen Frosch auf der Hand spürt, ist man gefühlsmäßig berührt und das vergisst man nicht.
Plädoyer für den Wald
Seit 2004 können Mittel der Grundwasserabgabe für die Neuwaldbildung und den Waldumbau genutzt werden. Noch ist Schleswig-Holstein das waldärmste Land der Bundesrepublik Deutschland mit einem Waldanteil von 10% der Landesfläche. Von Natur aus ein Waldland war Schleswig-Holstein vor 1000 Jahren von Küste zu Küste mit Wäldern bedeckt. Raubbau an den Wäldern durch vielseitige Ausbeutung des Waldes, durch Rodung, Reparationshiebe führten zu einer fast vollständigen Entwaldung des Landes. Erst 1953 startete das “Programm Nord“. Nur 15 Prozent des Waldes sind älter als 100 Jahre, zwei Drittel jünger als 60, die Hälfte der Wälder ist sogar weniger als 40 Jahre alt. Der Anteil privaten Waldbesitzes ist mit über 50 Prozent ungewöhnlich hoch, die Zahl der Waldbesitzenden liegt über 10 000, es gibt rund 6500 private Forstbetriebe.
Ein Siebtel des Waldes ist Körperschaftswald. Größter Waldbesitzer ist das Land SchleswigHolstein mit einem Anteil von knapp einem Drittel an der gesamten Waldfläche. Für die Bewirtschaftung der Wälder ist die zergliederte
Eigentumsstruktur denkbar ungünstig. Wälder erfüllen heute mehr denn je vielfältige Aufgaben im Naturhaushalt und zur Erholung und Bildung der Menschen.
Diese Nutzung der Wälder zu garantieren ist eine Aufgabe der Politik und der Gemeinschaft aller Bürger des Landes.
Stiche müssen nicht sein
Wenn das Klima uns wieder einen warmen Sommer beschert, werden spätestens ab Mai bis Juli die Bienen, von Juli bis September hauptsächlich Wespen fliegen. Um Stiche zu vermeiden sind einige Verhaltensregeln zu beachten:
Auf Kräutertour durch die Natur
Wanderungen durch die Natur sollten dazu bewegen, die Dinge unterwegs mit allen Sinnen zu erfassen. Kräuter, die niemals Un-Kräuter sind, haben faszinierende Blüten, besitzen gesägte, gezahnte, gekerbte, gebuchtete, gelappte, fiederteilige, lineale, lanzettliche, ei-, Pfeil, herzförmige Blätter, sie riechen, sie schmecken. Von allen Pflanzen sollte man einmal kosten. Pflanzen, die unter Naturschutz stehen, weil sie sehr selten oder vom Aussterben bedroht sind, sollte man kennen lernen und stehen lassen. Es schadet keinem Menschen, einem Wanderer ohnehin nicht, wenn er sich einmal zu der beobachteten Pflanze herablässt, sich mit ihr auf Augenhöhe einlässt, sie zeichnet, photographiert, sie sich merkt. Auch von so genannten „Giftpflanzen“ kann man kosten. “Die Dosis macht das Gift.“ Wie großartig ist es, wenn man als anderer die Fülle an weiß, gelb, rot, blau, grünlich blühenden Kräutern, Sträuchern, Bäumen unterscheiden, häufige Essbare Kräuter sammeln kann, um sich unterwegs oder daheim einen Kräutersalat, -quark zuzubereiten. Pflanzen estimmen ist nicht so schwer, wie manche denken. Bestimmungsbücher
mit gezeichneten oder photographischen Abbildungen der Pflanzen ermöglichen
einen guten und leichten Einstieg. Legen Sie sich ein Herbarium mit den gesam-
melten Pflanzen an. Folgende Literatur kann ich empfehlen:
Aichele / Golte – Bechtle “Was blüht denn da?“
Kosmos Verlag (ISBN 978-3-4401-0212-1)
Sven Linnartz “Die botanische Exkursion – Schritt für Schritt
zum Herbarium“ (ISBN 978-3-7741-1066-3)
B. Klemme, D. Holtermann “Delikatessen am Wegesrand – Un-Kräuter
zum Genießen“ (ISBN 3-925691-25-1)
B. Klemme, D. Holtermann “Delikatessen am Wiesenrand – Un-Kräuter
zum Genießen“ (ISBN 3-925691 – 25 - X)
Augen und Ohren auf
Für den aufmerksamen Wanderer kann es jedes Jahr eine Freude sein, wenn er oder
sie dem Baum des Jahres, dem Vogel des Jahres, der Blume des Jahres begegnet
und darauf vorbereitet ist oder sich mindestens nach der Wanderung näher damit
beschäftigt.
Zahlreiche Geschichten, Mythen, spannende Tatsachen ranken sich um Bäume,
Vögel, Blumen.
Eine Beschäftigung mit den Hintergründen lohnt, ehe es im Frühjahr hinausgeht.
Jede achte Vogelart droht auszusterben
Insgesamt 110 der 260 heimischen Arten sind gefährdet im Bestand berichtet der
Naturschutzbund Deutschland in einer Roten Liste der Brutvögel Deutschlands.
Nur knapp die Hälfte der Vogelarten könne als ungefährdet gelten.
Habt Ihr ihn schon gesehen?
Der Eisvogel ist der Vogel des Jahres 2009, der an fließenden, klaren Gewässern lebt
und sich von Fischen, Wasserinsekten, Kleinkrebsen und sogar Kaulquappen
ernährt. Seine oberseitige blauschillernde, bauchseitige rostbraune Färbung hat ihm
möglicherweise den Namen “Eisenvogel“ = Eisvogel verliehen, aber es gibt mehrere
andere Deutungen, auch erzählenswerte Sagen, Mythen um diesen Vogel.
Eine besagt, dass Noah den damals noch grau gefärbten Eisvogel der Taube
nachschickte, um zu erkunden, ob sich die Wasser der Sintflut zurückgezogen
hätten. Auf seinem Flug kam der Eisvogel durch einen Sturm vom Wege ab, flog so
hoch, dass er auf der Oberseite die Farbe des Himmels annahm, auf der Unterseite
von der Sonne rotbraun verbrannt wurde. Seitdem ist er die Gewässer abstreifend
auf der Suche nach der Arche Noah, um zu berichten, die Sintflut habe ein Ende
genommen.
Aber auch Tagpfauenauge, Igel, ja gar die Dreiecksspinne lohnen als Tiere des
Jahres eine Beschäftigung.
Auch Bäumen geht es schlecht
Nicht nur der “saure“ Regen hat den Bäumen, den Wäldern geschadet, auch
Mikroorganismen sind für Baumsterben verantwortlich.
Wer die Eschen in diesem und im letzten Jahr beobachtet hat (“Grünt die Eiche vor
der Esche hält der Sommer große Wäsche, grünt die Esche vor der Eiche hält der
Sommer große Bleiche“) wird festgestellt haben, dass zahlreiche Triebe der Eschen
völlig kahl bleiben und die Bäume nahezu absterben. Verursachen soll dieses
Eschensterben ein o,5 – 3 Millimeter kleiner Schlauchpilz (Chalara fraxinea), der in
die Saftbahnen der Eschen eindringt und den Transport von Wasser und Nährsalzen
in die Kronen unterbindet.
Amphibien und Reptilien: Indikatoren für unsere Umwelt
Schleswig-Holstein war einmal ein Land der intakten Seen, Moore, Heiden und
Flussauen.
Für Amphibien und Reptilien muss es ein Paradies mit angepassten Fressfeinden
gewesen sein.
Die “Rote Liste der Amphibien und Reptilien Schleswig-Holsteins“ von 2003 bildet
die derzeitige Gefährdungslage dieser Tiergruppen ab.
Von den Amphibien werden Teichmolch und Erdkröte als derzeit nicht gefährdet
angesehen.
Alle anderen Arten sind ausgestorben oder gefährdet:
Bergmolch (R = extrem selten), Kammmolch (V = zurückgehend), Fadenmolch (O =
ausgestorben oder verschollen), Rotbauchunke (1 = vom Aussterben bedroht),
Knoblauchkröte (3 = gefährdet), Kreuzkröte (3 = gefährdet), Wechselkröte (1 = vom
Aussterben bedroht), Laubfrosch (3 = gefährdet), Moorfrosch ( V = zurückgehend),
Grasfrosch (V = zurückgehend), Teichfrosch (D = Daten mangelhaft), Seefrosch (R =
extrem selten).
Heute werden Amphibien weniger gefressen als ausgehungert, ausgetrocknet, platt
gefahren, weggebaggert, zugeschüttet.
Wann werden Teichmolch und Erdkröte stark gefährdet sein?
Von den Reptilien ist die europäische Sumpfschildkröte ausgestorben ( = 0), die
Zauneidechse, die Ringelnatter und die Kreuzotter sind stark gefährdet ( = 2), bei
der Blindschleiche wird eine Gefährdung angenommen ( = G). Die Schlingnatter ist
vom Aussterben bedroht ( = 1). Lediglich die Waldeidechse wird als derzeit nicht
gefährdet angesehen.
Von den heimischen Amphibien sind durch Maßnahmen des Menschen 53% aller
Arten ausgestorben oder gefährdet.
Von den heimischen Reptilien sind 86% ausgestorben oder gefährdet.
Eine bedrückende Bilanz!
Aufgabe auch der Wanderer bleibt es, Freude und Achtung vor allen Lebewesen zu
vermitteln und keine Furcht, Ängste vor ihnen zu schüren.
Wissen ist der beste Zugang und Schutz in der Natur.
Knick - Checks
Knicks gelten als Markenzeichen Schleswig-Holsteins und bieten zahlreichen Tier-
und Pflanzenarten Lebensraum. Dennoch wird nach Ansicht des BUND ihr Zustand
immer schlechter.
Der Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
hat Ende 2008 die Aktion “Knick-Check“ gestartet. Bisherige Untersuchungen
zeigen, dass sich nur wenige Knicks in einwandfreiem Zustand befinden. Auch wir
Wanderer stellen oft den Schwund oder mangelhaften Zustand der Knicks fest.
Dies sollten wir den zuständigen Stellen melden.
Der Vogel des Jahres 2010
Kormorane mit ausgebreiteten Flügeln, die Federn im Sonnenlicht trocknend, sieht
man an Seen, an der Ostseeküste inzwischen wieder häufig. Aber habt ihr den hoch
aufgerichteten, bronzeschimmernden dunklen Vögeln schon einmal in die Augen
geschaut? Sie sind grün wie Smaragde.
Die Kormorane können ihren Körper, deren Federn beim Tauchen durchfeuchtet
werden, so tief in das Wasser einsenken, wie sie wollen. Unter Wasser tauchend
schlagen die beiden Ruderfüße gleichzeitig zu. So kann der Vogel schnell tauchen,
mit geschlossenen Flügeln. Ein faszinierender Vogel, der bei Fischern nicht beliebt
ist, von dem in Schleswig-Holstein in 13 Kolonien 2323 Paare brüteten; bundesweit
sind es 24000 Brutpaare.
Blume des Jahres 2010
Während die gelbblühende Wasser-Schwertlilie in Wald- und Wiesensümpfen,
Verlandungsröhrichten noch häufig anzutreffen ist, gehört die ebenfalls und zu
Recht geschützte Art der Gattung Iris, die Sibirische Schwertlilie, zu den eher selten
anzutreffenden Arten.
Durch die intensive Nutzung von Sumpfgebieten hat die blauviolett, am Grunde
weißlich, blauviolett geadert blühende Iris sibirica viele ihrer Standorte im 20.
Jahrhundert verloren.
Pflanzen des Jahres 2010
Als Arzneipflanze des Jahres wurde der Efeu (Hedera helix) gekürt.
Fertigarzneimittel mit Efeu-Extrakt werden bei Erkrankungen der oberen Luftwege
eingesetzt. Von einer Anwendung als Teedroge wird abgeraten, die Droge enthält in
den Blättern schwer dosierbare Gehalte an Saponinen. Die dunkelblauen Beeren
sind giftig.
Als Giftpflanze des Jahres wurde die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) gewählt,
die im Herbst mit krokusähnlichen Blüten blüht. Die Pflanze ist in allen Teilen stark
giftig.
Als Blume des Jahres hat die Loki Schmidt-Stiftung die Sibirische Schwertlilie (Iris
sibirica) ausgesucht. Diese Iris gehört zu den seltensten Blütenpflanzen der
schützenswerten Feuchtlebensräume.
Die Vogelkirsche (Prunus avium) wurde zum Baum des Jahres ernannt. Die
Vogelkirsche gilt als Mutter aller Süßkirschen.
Rücksichtnahme auf Wild im Winter
Viele Tiere wie Rehe regulieren ihren Energiehaushalt im Winter deutlich herunter.
Jede Störung bei Wanderungen im Winter sollte möglichst vermieden werden, da
Flucht schlagartig sehr viel Energie erfordert, was den Tieren schaden kann. Man
sollte sich den Tieren, wenn sie stehen bleiben, daher nicht unnötig nähern, eher das
Gefühl geben, dass man sie nicht beachtet, kein Feindbild abgibt.
Milde Winter – mehr Vögel?
Auch wenn man den Winter 2009/2010 in SchleswigHolstein nicht als „mild“
bewerten kann, haben sich verschiedene Faktoren bereits auf die Vogelwelt
ausgewirkt: Eine signifikante Erwärmung der Winter ist bei uns nicht eingetreten,
wohl aber in Skandinavien, was einen Teil der nordischen Brutvögel zum Bleiben
veranlasst.
Das Nahrungsangebot hat sich in Schleswig-Holstein durch anthropogene Einflüsse
sowohl positiv wie auch negativ verändert.
173 Vogelarten haben in Schleswig-Holstein regelmäßig überwintert.
Bei mehr als der Hälfte, bei 90 Arten, haben sich die Winterbestände
verändert, bei 70 Arten nehmen sie zu, bei 20 ab.
Häufigere Wintergäste sind die Pfeifente, der Seeadler, die Mönchs-
grasmücke, die Singdrossel, der Star. Rückläufig waren die Bestände von Rebhuhn,
Steinkauz, Grünspecht, Haubenlerche und Grauammer. Auch die Zahlen von
Wasseramsel, Schneeammer und Nebelkrähe sind rückläufig.
„Amsel, Drossel, Fink und Star sind nun auch im Winter da.“
Raubbau an der Natur
Die Vereinten Nationen haben die Wirtschaft und die Politik zu einem verstärkten
Engagement für den Erhalt der Umwelt und der Artenvielfalt aufgerufen. Wir
denken aber viel zu sehr an die Regenwälder der Tropen, die Korallenriffe, ferne
Lebensräume.
Der Landesentwicklungsplan für Schleswig-Holstein sieht eine großartige
Vernetzung von Wirtschaftsräumen durch Autobahnen, Schnellstraßen,
Bahntrassen, Siedlungsflächen vor.
Eine Vernetzung von Lebensräumen, wie sie für die Erhaltung von Artenvielfalt
erforderlich ist, Korridore zur Ausbreitung, Wanderung, Kommunikation von Arten
sind in dem Entwicklungsplan schwer auszumachen.
Wir brauchen für unsere Zukunft als Entwicklungsgrundlage eine harmonische
Synthese von Ökonomie und Ökologie. Wir brauchen eine artengerechte
Raumplanung!
Flechten als Umweltindikatoren
Ein Indikator für Klima- und Landschaftsveränderungen ist das Vorkommen von
Flechten.
Eine Vielzahl von Umweltfaktoren wirkt sich auf die Anzahl und die
Populationsdichte der in Schleswig-Holstein heimischen Flechtenarten aus.
Als ungefährdet gelten nach der Roten Liste der Flechten Schleswig-Holsteins 24,9
Prozent aller bekannten Arten.
Ein bedeutender Artenverlust ist im 20. Jahrhundert auf die hohe Schadstoffbelastung
der Luft und den Strukturwandel der Landschaft zurück zu führen. Auch das Ausbringen
von stickstoffhaltigen Düngemitteln hat zu Veränderungen der Artenvielfalt geführt. Ein
Verschwinden von kälteliebenden Arten und die Zunahme von wärmeliebenden Arten
zeigen Klimaveränderungen an.
Einen interessanten Überblick mit Abbildungen über die formenreiche Gruppe der
Flechten gibt die Broschüre „Die Flechten Schleswig-Holsteins – Rote Liste“ aus der
Schriftenreihe LLUR SH – Natur – RL 21 (ISBN 978-3-937937-42-2)
„Stummer Frühling“
Die vor fünfzig Jahren heraufbeschworene Gefahr eines „stummen Frühlings“ ist
noch längst nicht gebannt.
Positive und negative Entwicklungen im Lebensraum der Vögel unseres Landes
werden in der aufschlussreichen Broschüre „Die Brutvögel Schleswig-Holsteins –
Rote Liste“ (Schriftenreihe LLUR SH-Natur-RL 20, ISBN 3-037937-45-8) benannt.
Einflussgrößen auf den Brutbestand, der mit 140 Brutpaaren / km² in Schleswig-
Holstein nur 60 Prozent des Bundesdurchschnitts erreicht, sind:
- zunehmender Einfluss des atlantischen Klimas,
- der geringe Waldanteil von nur 10 Prozent der Landesfläche,
- der hohe Anteil landwirtschaftlich intensiv genutzter Flächen,
- Entwässerung von Wiesen und Grünlandflächen, Mooren, Sumpfgebieten,
- Nutzung bisheriger Brachflächen,
- Rodung und unsachgemäße Behandlung von Knickanlagen,
- starke touristische Nutzung von Küstenvögelbrutgebieten,
- industrielle Fischfangmethoden,
- Veränderungen im Siedlungsbereich der Menschen durch
Gebäudesanierung, intensive Pflege und Reduzierung von Grünflächen,
- Eutrophierung der Gewässer.
Flächenankauf der Naturschutzstiftungen, Vogelschutzprogramme, eine veränderte
Sensibilität der Menschen gegenüber der Natur lassen hoffen, dass uns langfristig
der Gesang von Vögeln vielstimmig erhalten bleibt.
Natur des Jahres 2013
Die jährliche Wahl eines Vogels, eines Baumes, einer Blume des Jahres und anderer
„Jahreswesen“ ist eigentlich eine Wahl zur Erhaltung von Lebensräumen, in denen
diese Lebewesen eine Chance zum Überleben, zur Rettung ihrer Art haben.
Den Vogel des Jahres 2013, die Bekassine, trifft man in Schleswig-Holstein in den
gefährdeten Landschaftsbereichen Moore, Brüche, Sümpfe, Wiesen und Weiden.
Der Bestand hat sich allein im Zeitraum von 1970 – 1995 um 90 % vermindert.
Auch der Sumpfwiesen-Perlmuttfalter als Schmetterling des Jahres 2013 deutet als
gefährdete Art auf einen erhaltenswerten Lebensraum hin.
Die Blume des Jahres 2013, das Leberblümchen, steht schon seit vielen Jahren auf
der Roten Liste der bedrohten Arten, sein Vorkommen ist im Norden zerstreut,
durch größere Lücken unterbrochen. Sein Lebensraum sind Laubwälder auf
nährstoffreichen Böden.
Das Leberblümchen ist einer der ersten Frühlingsblüher im März, April, wurde
gemäß der mittelalterlichen Signaturenlehre aufgrund der Form der Blätter gegen
Leberleiden eingesetzt.
Ebenfalls in Auen-, Laubmisch- und feuchten Eichenwäldern auf nährstoffreichen
Böden kommt der Baum des Jahres 2013, der Wildapfel (Malus sylvestris), zerstreut
vor.
Während die Früchte der Gewöhnlichen Traubenkirsche (Prunus padus) als
Wildobst verwendbar sind, sind die Früchte des Kirschlorbeers in unseren Gärten
(Prunus laurocerasus) wegen des hohen Gehaltes an cyanogenen Verbindungen
giftig. Der Kirschlorbeer wurde vom Botanischen Sondergarten Wandsbek
(giftpflanze@wandsbek.hamburg.de) zur Giftpflanze des Jahres 2013 gekürt.
Als dekorative Salatpflanze lassen sich die Blüten der Arzneipflanze des Jahres, die
Kapuzinerkresse, wegen ihres Gehaltes an Senfölglykosiden verwenden. Anerkannte
Indikationen sind Harnwegsinfektionen, Katarrhe der Luftwege, leichte Muskelschmerzen.
Das Kapuzinerkressenkraut ist aber eine die Schleimhäute reizende Droge und soll daher
nicht länger als 4 – 6 Wochen angewendet werden. Ebenfalls nur in Gärten dürfte die Heilpflanze
des Jahres 2013 anzutreffen sein, die Rosa damascena, deren Blütenblätter zur Gewinnung
von Rosenöl dienen. Das Rosenöl enthält ätherisches Öl, die Blütenblätter daneben auch Gerbstoffe.
Rosenblütentee kann bei leichten Entzündungen im Bereich der Mund- und Rachenschleimhaut
eingesetzt werden. Der Erhaltung von Lebensräumen sollen aber nicht nur „hübsche, schöne, niedliche“
Jahreswesen dienen, wie der Vogel des Jahres, die Blume des Jahres, der Schmetterling des Jahres sondern
auch gefährdete Arten wie das Reptil des Jahres, die Schlingnatter, oder die Spinne des Jahres, die Gemeine Tapezierspinne, ja selbst die Alge des Jahres, der
Einzeller des Jahres. Sie alle sind Teile eines Gleichgewichtssystems, dessen menschliche Beeinflussung
wir kaum abschätzen können. Der Verlust einer Spinnenart wird den „normalen“ Bürger kaum berühren
oder zu Protestaktionen bewegen. Unser Denken wurde falsch gepolt.
Vergiftungen in der Natur
Am häufigsten sind Vergiftungen im Haushalt mit Arzneimitteln und
Haushaltschemikalien (Lacke, Farben, Kleber, Reiniger etc.).
Aber auch im eigenen Garten, an Kinderspielplätzen, in Feld und Wald gibt es giftige
oder zumindest reizende Pflanzen und Tiere, die zu Vergiftungserscheinungen bei
Verzehr, bei Stichen, Bissen, sehr selten auch bei Berührung, führen können.
Bei Verzehr von „giftigen“ Beeren oder anderen Pflanzenteilen, dem bedrohlichen
Biss oder Stich eines Tieres können alle Apotheken als Beratungsstellen
angesprochen werden.
Wer Kinder zu betreuen hat, sollte auch die Telefonnummer eines Giftinformationszentrums
parat haben:
Giftinformationszentrum Nord der Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein (GIZ Nord)
Universitätsmedizin Göttingen
Georg August Universität
Robert Koch-Str. 40,
37075 Göttingen
Briefpost: 37099 Göttingen
Tel.: 0551-383180
Fax: 0551-3831881
e-mail: giz
nord@giz-nord.de
Internet: www.giz-nord.de
Mücken mögen kein „süßes“ Blut
Begleiterscheinung von Wanderungen entlang stehender Gewässer sind an warmen
Sommertagen Mückenstiche. Nur die weiblichen Mücken stechen und saugen das
Blut von Menschen, Säugetieren, Vögeln.
Hauptsächlich ernähren sich Mücken von Nektar. Das Blut benötigen die weiblichen
Mücken lediglich für die Eireifung.
Die meisten Vorurteile über die Attraktivität von Menschen für einen Mückenstich
sind falsch:
- Mücken werden nicht vom Licht angezogen,
- „Süßes Blut“ bei Menschen gibt es nicht,
- Knoblauch oder Vitamin B-Komplex helfen nicht gegen Mückenstiche,
- Bier oder sonstige Alkoholika ebenfalls nicht
Mücken werden angelockt durch:
- das ausgeatmete Kohlendioxid,
- Schweiß (besonders „Käsemauken“),
- Wärme und Bewegung,
- die unterschiedliche Hormonausstattung von Frauen.
Die typischen Symptome eines Mückenstichs sind Juckreiz, Schwellung. Rötung,
hervorgerufen durch allergische Reaktion auf die beim Stich injizierten Fremdeiweiße.
Gegen den Juckreiz helfen möglichst kühlende Cremes oder Gels mit Antihistaminika.
Als Schutz vor Stichen dienen geschlossene, nicht zu dünne Kleidung, eventuell Repellenzien.
Auf „Baumjagd“ beim Wandern
Achtung und Bewunderung bewirken alte, mächtige Bäume. Es verwundert nicht,
dass Bäume früher eine ausgeprägte mythologische und kultische Bedeutung hatten.
Sie gelten als Symbole des Lebens, der Kraft, der Stärke und des Schutzes.
Es wurden Friedenseichen gepflanzt, unter Linden wurde Recht gesprochen,
gefeiert. Jedem Mond-Monat wurde eine Baumart zugeordnet, die besondere Kräfte,
Eigenschaften verkörperte.
Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund (SHHB) hat im Jahr 2011 zu einer Aktion
aufgerufen, markante Einzelbäume zu suchen und ihren Fund auf einer interaktiven
Karte im Internet unter
www.baumjagd.de einzutragen. Neben Daten wie Baumart,
Standort, Durchmesser oder Umfang, Höhe, ggf. Alter, können auch Geschichten,
Gedichte, historische Fakten zu jedem Baum eingetragen werden. Auch ein Foto
sollte nicht fehlen.
Auf Wanderungen sollte man immer einmal innehalten, einen Baum betrachten,
Wissenswertes erzählen oder hören, vielleicht auch nur seinen Schatten oder seine
Ausstrahlung genießen.
Highlights des Jahres 2012
Eine der Botschaften der Bundesgartenschau 2011 in Koblenz galt der Erhaltung der
sprachlichen und kulturellen Vielfalt Europas.
Ein Verdienst der Naturschutzbewegung ist sicher, dass alle Arten , besonders aber
die vom Aussterben bedrohten Arten der Flora und Fauna als Teil unserer
kulturellen Vielfalt in Europa angesehen werden.
Dieser Wertschätzung dient auch die Benennung verschiedener Arten und
Lebensräume als die „Highlights“ eines Jahres, wie der Baum, die Blume, der Vogel
des Jahres 2012.
Der Blick der Wanderer im Jahr 2012 möge sich daher auf die Europäische Lärche
(Larix europaea) richten, ursprünglich nur in alpinen Regionen verbreitet, heute
durch Forstwirtschaft nahezu überall eingebürgert. Die Blütezeit dauert von März
bis April, im Herbst verfärben sich die in Büscheln und an den Langtrieben einzeln
angeordneten Blätter, Nadeln gelb und werden abgeworfen.
Zur Blume des Jahres 2012 wurde von der Loki Schmidt Stiftung eine Pflanze
trockener, magerer, sandiger Wiesen, Böden, die Heidenelke (Dianthus deltoides)
gewählt, mit purpurroten Blütenkronblättern, die weiß punktiert und dunkel
gestreift sind.
Zum Vogel des Jahres 2012 wurden der früher häufige, oft als Unglücksbote
angesehene Rabenvogel, die Dohle (Coloeus monedula), die in Gesellschaft lebt,
erkoren. Die Brutzeit beginnt Ende April/Anfang Mai in ausgewählten Höhlen von
Bäumen, Häusern, Nistkästen. Auffällig sind der graue Hinterkopf und Nacken
sowie das faszinierende Gelb der Iris ihrer Augen.
Der Vogel des Jahres 2014
Wenn man das Jahr 2014 mit einer „Stunde der Wintervögel“ begonnen hat, wird
man außer nach den vertrauten und weit verbreiteten Vogelarten wie Meisen,
Finken, Amseln, Spatzen sicher auch nach dem Vogel des Jahres 2014, dem
Grünspecht, Ausschau halten.
Der Grünspecht ist relativ groß, er besitzt ein auffallend grünes Gefieder, einen
gelben Bürzel, eine schwarze Gesichtsmaske und eine auffällig rote Haube am
Oberkopf.
Er besiedelt Waldränder mit anschließendem Wiesengelände, mit Buschwerk
bestandene Weiden, lockere Mischwälder, Auenwälder und da diese rar geworden
sind auch Gartenanlagen und Parks.
Ameisen sind seine Hauptnahrung. Im Herbst und Winter sucht er die Haufen der
Roten Waldameise auf. Er verzehrt aber auch Hummeln, Fliegen und Käfer, als
Beikost auch Wildfrüchte.
Ab Februar lässt er morgens und abends seinen wie Lachen klingenden Balzruf
hören.
Blume des Jahres 2014
Einzige Art ihrer Familie der Schwanenblumengewächse ist bei uns die
Schwanenblume (Butomus umbellatus), die in stehenden und langsam fließenden
Gewässern vorkommt, von Juni bis August mit rosa, dunkelrot geaderten Blüten
blühend, angenehm nach Honig duftend. Hauptbestäuber sind Fliegen, Bienen und
Hummeln. Die Vermehrung erfolgt durch schwimmfähige Früchte und vegetativ
durch Verzweigung des stärkehaltigen Rhizoms.
Als gefährdete Pflanzenart in den selten werdenden Lebensräumen Flussauen, von
Gräben durchzogenen Marschgebieten soll die prachtvolle Pflanze zum Erhalt auch
des von ihr benötigten Lebensraumes dienen.
Arzneipflanze des Jahres 2014
Wesentlich häufiger als der Blume des Jahres 2014 wird man der Arzneipflanze des
Jahres 2014, dem Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) begegnen.
Die Wahl dieser vielseitig verwendbaren Pflanze wurde wie folgt begründet: „Die
zahlreichen Inhaltsstoffe des Spitzwegerichs lassen positive Effekte bei Katarrhen
der Atemwege und Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut sowie bei
Wunden erwarten.“
Als wichtigste Inhaltsstoffe werden antibakteriell wirksame Iridoidglykoside wie
Aucubin, Polysaccharide als Schleimstoffe mit reizmildernden Effekten sowie
Gerbstoffe mit blutstillender, stabilisierender Wirkung genannt.
Das Auflegen gequetschter Blätter auf Insektenstiche, Prellungen und Schwellungen,
wunde Füße wirkt abschwellend, juckreizstillend.
Spitzwegerich ist ein bewährtes Hustenmittel. Eine Rezeptur gibt vor: 1 – 2 Teelöffel
Spitzwegerichblätter mit 0,25 L kochendem Wasser übergießen, 15 Minuten ziehen
lassen, abseihen, mit Honig süßen; 3 x täglich.
Arzneipflanze des Jahres 2015
Am 24. Juni, dem Johannistag, blüht die Arzneipflanze des Jahres 2015,
das Echte Johanniskraut, Hypericum perforatum. Die etwa 70 cm hoch
werdende krautige Pflanze hat länglich-eiförmige, ungestielte Blätter, die
gegenständig angeordnet sind. Auffallend sind besonders die goldgelben
Blüten- und Staubblätter. In den Blättern und vor allem den
Blütenblättern erkennt man Exkretbehälter. Beim Zerdrücken der
frischen Blüten oder Blütenknospen tritt ein purpurroter Farbstoff aus.
Aus den zerquetschten frischen Blüten kann durch Aufbewahrung,
Auszug in Olivenöl ein rubinrotes Johannisöl (Oleum Hyperici)
gewonnen werden, das wundheilende und entzündungswidrige Wirkung
besitzt.
Alkoholische Johanniskrautauszüge werden zur Behandlung depressiver
Störungen verwendet. Es sei aber davor gewarnt, solche Auszüge selbst
herzustellen und anzuwenden. Patienten mit depressiven Störungen
gehören in die Behandlung eines Arztes. Daher unterliegen wirksam
dosierte Fertigarzneimittel mit Johanniskraut-Trockenextrakt der
ärztlichen Verschreibungspflicht.
Am wohltuendsten ist es, wenn man sich an der Blütenpracht und -fülle
des Johanniskrautes im Juni erfreut, sich die Sagen vom Teufel und dem
Johanniskraut erzählen lässt.