Spuren der Begegnung

Eutin, einst das Weimar des Nordens, der Eutiner See mit seiner wechselhaften Besiedlung, dieses Zentrum der Kunst, Philosophie und Wissenschaft im Norden, offen gegenüber Einflüssen aus Europa liegt noch heute traumhaft am Großen Eutiner See, ein wenig verträumt. Der europäische Fernwanderweg verbindet Eutin mit dem Norden und Süden Europas. Festspiele erinnern an die vergangenen fürstbischöflichen Zeiten.

Wegbeschreibung:

 

Von dem 1865/66 erbauten Bahnhof gehen wir die Straße in Richtung Innenstadt halbrechts querend durch eine Fußgängerpassage in die Peterstraße. Diese führt uns direkt auf den sehenswerten Marktplatz. Der 1156 angelegte Stadtkern auf flacher Bodenerhebung zwischen Kleinem und Großem Eutiner See war ursprünglich von Sumpfniederungen umgeben, wurde ab 1143 von holländischen Kolonisten trocken gelegt und urbar gemacht.

 

An dem Marktplatz sind sehenswert das Rathaus von 1788 – 1791, das ehemalige herzogliche Witwenpalais von 1786 – 87 und die hinter den „Domherrenhäusern“, den weltlichen vom geistlichen Bereich trennend, liegende Michaeliskirche. Ein schmaler Gang zwischen Markt und Stolbergstraße führt uns vorbei an ehemaligen Kapitelhöfen, kleine dreiflügelige Anlagen in der Art Schleswig-Holsteinischer Herrenhäuser, in den Schlossbereich.

 

Eutin war einst Sitz des slawischen Gaues Utin. Die Hauptburg stand auf der heutigen Fasaneninsel im Großen Eutiner See. Ab 1156 wurde Eutin das Zentrum der Herrschaft des Bischofs von Lübeck. 1257 erhielt Eutin das Lübische Stadtrecht. Neben dem Amtssitz Lübeck wurde Eutin die eigentliche Residenz des Bischofs. Die Bischöfe waren seit 1561 protestantisch und gehörten seit 1586 dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf an.

 

Durch die Säkularisation 1803 wurde aus dem Hochstift das Fürstentum Lübeck. Nach 1803 diente Eutin dem in Oldenburg residierenden Fürsten nur noch als Sommersitz. Der letzte Bischof von Lübeck war Herzog, später Großherzog von Oldenburg. Die Zugehörigkeit Eutins zum Land Oldenburg endete erst 1937. Die heutige Gestalt des Eutiner Schlosses wird wesentlich durch den Umbau unter Fürstbischof Christian August (1705 – 26) bestimmt, der das Schloss nach Süden auf den gleichzeitig angelegten großen Garten ausrichtete. Die Wohn- und Repräsentationsräume des 18. Jahrhunderts blieben weitgehend erhalten, weil die in Oldenburg residierenden Fürsten Eutin nur als Sommersitz nutzten. Am Schloss vorbei gelangen wir auf die Uferpromenade am Großen Eutiner See. Auch im Großen Eutiner See steht eine kleine Seejungfrau. Es muss eine von den zahlreichen Schwestern der Kopenhagener Seejungfrau sein, die im Märchen von Hans Christian Andersen ausführlich beschrieben worden sind. Wir gehen weiter durch den Kurpark, uns in Seenähe haltend. Kurz vor der weißen Brücke über die engste Stelle zwischen Nord- und Südufer treffen wir auf den Europäischen Fernwanderweg E 1, dem wir zunächst folgen. Wenn es möglich ist, wählen wir den Weg in Richtung Seeufer, dem Ufer folgend. So gelangen wir auf einen Vorsprung in den Eutiner See, stehen hier unmittelbar am Ufer mit herrlichem Blick auf Eutin und die davor im See gelegene Fasaneninsel, einst Standort der slawischen Burg.

 

Hier stand sicher auch Friedrich Leopold Graf von Stolberg, von 1793 – 1800 Regierungspräsident des Fürstbistums, ein Freund Goethes und des Altphilologen Johann Heinrich Voß, sein eigenes Gedicht rezitierend:

 

Auf den Wassern zu singen

Mitten im Schimmer der spiegelnden Wellen

gleitet wie Schwäne der wankende Kahn,

ach, auf der Freude sanft schimmernden Wellen

gleitet die Seele dahin wie der Kahn,

denn von dem Himmel herab auf die Wellen

tanzet das Abendrot rund um den Kahn.

 

Wir folgen dem Uferweg so weit wie möglich, steigen auch das steile Seeufer hinauf, erkennen hier die gestaltende Kraft der einstigen „Eutiner Eiszunge“, die den Bungsberg, den höchsten Berg Schleswig-Holsteins mit 167 m aufgeschoben und als Nunatak umflossen hat.

 

Von der Einbuchtung des Nordufers aus führt wieder ein Uferpfad direkt entlang am See, der uns an den Weg rechts ab um die Ost-Spitze des Sees herumführt. Von hier verläuft ein breit angelegter Wanderweg am Ufer des Großen Eutiner Sees vorbei am See-Hotel, zurück nach Eutin, vorbei an der Freilichtbühne, wo regelmäßig neben anderen Opern auch der „Freischütz“ des in Eutin geborenen Komponisten Carl Maria von Weber gespielt wird.

 

Von der Freilichtbühne gelangen wir dem Seeufer zunächst folgend in den Landschaftsgarten des Eutiner Schlosses. Eine breite Lindenallee nimmt uns auf. Der schöngeistige Herzog Peter Friedrich Ludwig von Oldenburg (1785-1829) sorgte auch für die Umgestaltung des Landschaftsgartens, wobei er freimaurerische Vorstellungen von einem Weg der Läuterung und Erkenntnis, vom Ort der Nymphen zu einem Sonnentempel, verwirklichte.

 

Aus dem Schlossgarten gelangen wir vorbei an der Michaeliskirche auf den Marktplatz, zurück zum Bahnhof.

Bundesland: Schleswig–Holstein

 

Region: Kreis Ostholstein      

AktivRegion Schwentine-Holsteinische Schweiz 

  

Start- und Zielpunkt:

Bahnhof Eutin      

23701 Eutin        

 

Verkehrsanbindung Auto: über B 76 nach Eutin Bahnhof   

 

Verkehrsanbindung ÖPNV:

RE / RB von Kiel Hbf oder Lübeck Hbf nach Eutin verkehrt stündlich   

 

Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung

 

Länge: 10 km

 

Geschätzte Dauer: 3 Std. gemächlich, 2,5 Std. zügig         

 

Höhenunterschied:  

Tiefster Punkt: 27 m

Höchster Punkt: 43 m  

 

Schwierigkeitsgrad: leicht  

 

Anforderungen:

steile Passagen: nie

durchgehend kinderwagengerecht: ja

Sicherung erforderlich: nein

barrierefrei: nein  

 

Besonderer Routencharakter: Naturwanderung      

 

Kulturwanderung      

Stadtwanderung  

 

Begehbarkeit: ganzjährig    

 

Sehenswürdigkeiten:  

1. Bahnhof von 1865 / 66      

2. Rathaus am Markt 1 von 1788 - 91      

3. Herzogl. Witwenpalais von 1786 / 87 Markt 9

4. Ehemalige Kapitelhöfe Stolbergstr. 6, 12, 16, 18      

5. Michaeliskirche      

6. Schloss Eutin      

7. Blick über den Gr. Eutiner See auf Fasaneninsel und Eutin bei Sandfeld      

8. Schlossgarten mit Festspielbühne 

  

Einkehrmöglichkeiten:

 

Eutin - Redderkrug      

Hotel am See Redderkrug      

Am Redderkrug 5      

23701 Eutin      

Tel. 04521-2232      

www.redderkrug.de      

Einkehr und Übernachtung   

 

Hinweis auf Karten:

Name:

Wander- und Freizeitkarte Nr. 11      

Lübeck - Neustadt 1 : 50000

Herausgeber:   Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein 3-89130-291-6   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler Hamburg - Schleswig-Holstein  

Verlag: Deutscher Kunstverlag ISBN 3-422-03033-6

 

Titel: Die weltliterarische Provinz

Verlag: Boyens Buchverlag ISBN 3-8042-1157-7

 

Titel: Schleswig-Holsteinisches Hausbuch

Verlag: Druckhaus Rombach ISBN 3-7930-0746-4

 

Titel: Schlösser und Gutsanlagen in  Schleswig-Holstein

Verlag: L & H Verlag ISBN 3-928119-24-9       

 

Bilder:

Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“  

 

Kartenskizze:   Kai Zarp †

 

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“

von Heyer, Wolfgang

Kuhlacker 32a

24145 Kiel

Tel. 0431-713495

www.wanderbares-schleswig-holstein.de  

 

Tourismusorganisation:

Eutin Tourismus      

Markt 1    

23701 Eutin      

Tel. 04521-70970    

poststelle@eutin.de      

www.eutin-tourismus.de  

 

Angaben zur Person:

von Heyer, Wolfgang

0431 – 713495      

Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig-Holstein“ 

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