Krokusblau und graues Meer

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Nicht nur die Krokusblüte im März macht Husum reizvoll; der Weg von Husum über den Geestrücken des Schobüller Holzes nach Hattstedt folgt den Jugenderinnerungen des Dichters Theodor Storm. Auf dem Rückweg über Schobüll auf den Außendeichen ahnen wir etwas von den Geschehnissen um Rungholt.

Wegbeschreibung:

 

Vom Bahnhofsausgang queren wir die Poggenburgstraße und orientieren uns halblinks in den Fußweg zur Stadtmitte. Wir queren über eine Brücke die Husumer Au. Im Jahr 1362 schuf die große Sturmflut eine für Seeschiffe befahrbare Verbindung des Tals der Husumer Au mit der Nordsee. Durch diese Katastrophe, bei der Strand seinen Hafen verloren hatte, gewann Husum an Bedeutung als Umschlagplatz für den Ostseehandel über Schleswig und Flensburg. Wenige Meter nach der Aubrücke erreichen wir die Dankwerthstraße, überschreiten den Omnibusbahnhofsplatz und gelangen über einen Durchgang auf den Marktplatz mit seiner klassizistischen Marktkirche (1829-33), die anstelle der 1807 abgerissenen spätgotischen Marienkirche erbaut worden ist. Auf dem Marktplatz begegnen wir der lebensgroßen Bronzefigur einer jungen Friesin mit einem Ruder von Adolf Brütt aus dem Jahr 1902. Durch den Schlossgang, am Rathaus von 1601 mit neuer Renaissancefassade, gelangen wir zur Schlossstraße mit dem nördlich gelegenen Schloss und seinem Schlossgarten. Am Schlossgraben entlang gelangen wir in den Schlosspark, werfen einen Blick auf das zweigeschossige Torhaus von 1612. Anstelle eines Franziskanerklosters wurde hier nach der Reformation von dem Gottorfer Herzog eine Nebenresidenz, auch als Witwensitz angelegt, gebaut. Man vermutet, dass der üppige, den Schlosspark einnehmende Krokusbestand noch aus der Zeit des Klosters stammt. Im Laufe des 16. und frühen 17. Jahrhunderts erreichte die wirtschaftliche Entwicklung Husums ihren Höhepunkt, dem jedoch nach der schweren Sturmflut von 1634 und dem Untergang von Alt-Nordstrand ein Niedergang folgte. Lediglich der Ochsenhandel über den Ochsenweg nahm zu und führte ab 1731 zu einer Belebung des Seehandels. Im Schlosspark steht auf unserem Weg die Bronzebüste von Theodor Storm, von Adolf Brütt geschaffen. Aus dem Park gelangen wir in nördlicher Richtung auf die Parkstraße, queren diese und gelangen über einen Durchgang zum Krankenhausgelände, das wir rechts liegen lassen. Am Hubschrauberlandeplatz entlang kommen wir auf die Adolf Brütt-Straße, queren die L 273, nehmen den wenig befahrenen Weg an der Christus-Kirche entlang, queren die Bahnlinie und biegen in die 2. Straße nach der Bahnbrücke in den Westerkampweg ab, weiter links in die Schönlenkerstraße, dann rechts ab in 

den Soltbargen, um auf dem Grünen Weg in die Niederung südlich von Lund zu gelangen. Nach Überschreiten des Baches und der Aue biegen wir auf den Weg, den Wiesen nach Westen folgend links ab. Am Ende des Wiesenweges biegen wir rechts ab auf den befestigten Asphaltweg, dort nach wenigen Metern links ab. Vor der L 30 biegen wir rechts ab, folgen dem Bach aus dem Hockensbüllfeld bis zum Krug, wo wir links ab gehen und wieder vor der L 30 den Weg rechts ab nehmen. Dieser Straße folgen wir, bis sie auf einen Feldweg mündet, der uns zum Schobüller Holz führt.  An der Straße biegen wir links ab, nehmen am Waldrand den Waldweg rechts ab, dem wir bis zu einem Querweg folgen. Deutlich ist der sandige Geestboden zu spüren. Die Höhen des Geestrückens des Schobüller Holzes sind Reste der Moränenhöhen der vorletzten Saale-Eiszeit. An der Querung nehmen wir die leicht links versetzte Fortsetzung des Weges durch den Wald, folgen dem Waldweg, uns am östlichen Waldrand orientierend, passieren ein Hünengrab, Zeugnis der frühen Besiedlung dieser Anhöhen. Durch die Bäume wird manchmal der spitze Turm der Kirche von Hattstedt sichtbar. Zu Storms schönsten Jugenderinnerungen gehören die Ferien- und Wochenendaufenthalte bei der Familie des Pastors Olhues in Hattstedt, die sich später in der Einleitung der Novelle Aquis submersus niedergeschlagen haben. Der Weg, den wir wandern, führt auf die Straße zwischen Hattstedt und Schobüll. Wir queren diese Straße hinüber zum Rastplatz und setzen unseren Weg fort durch die Heide in Richtung Nordwest, kommen nach Wittland und nehmen von hier den kürzesten Weg in Richtung der sichtbaren Kirchspitze. Der „spitze Kirchturm“, ein sichtbarer Westturm der Spätgotik, von dem man auf den „nicht gar fernen Meeresstrand“, hinunterschauen kann, das schrecklich übermenschliche Crucifixus, das „mitten in die Kirche herabhängt und dessen Glieder mit Blute überrieselt sind“, haben Storm in dieser Kirche sehr beeindruckt, auch wegen seiner Nähe zum todbringenden Meer. Bei einem späteren Besuch Storms bei seinem Jugendfreund Olhues im streng orthodoxen Pfarrhaus in Duisburg schrieb er in das „Pilgerbuch“:    „Ein gut Stück gingen wir zusammen,    dann trennten unsere Wege sich,    und wie ich dieses Buch durchblättre,    unheimlich dünket die Gesellschaft mich“. Storm hatte sich auch religiös von seinem Jugendfreund entfernt.  

Wir verlassen Hattstedt in Richtung Süden auf der Straße nach Schobüll, lenken unsere Schritte am Sportplatz rechts ab in den Feldweg, gelangen auf den Wirtschaftsweg und zweigen nach wenigen Metern links ab auf einen Fußweg in Richtung Wald. Durch die Heide gelangen wir auf die Straße nach Schobüll. Man wird erinnert an das berühmte Gedicht „Abseits“. In Schobüll beeindruckt uns die gedrungen wirkende, sich dem Westwind entgegen stemmende Kirche, ein frühgotischer Backsteinbau des 13. Jahrhunderts in eindrucksvoller Lage am Geestrand über der Marsch. Sie ist ebenfalls einen Besuch wert. Von der Kirche gelangen wir an die vielbefahrene L 30, die wir queren und den Wanderweg direkt zum Uferbereich des Mettgrundes nehmen, den Blick voraus auf 

die „Insel“ Nordstrand, rückschauend auf den sich aus dem Meer erhebenden Geestrücken des Schobüller Waldes gerichtet. Hier braucht es keinen Deich. Wir wandern den schmalen Fußweg entlang des Riedgürtels in Richtung Süden, bis wir den Weg auf der Deichkrone vor dem Porrenkoog nehmen müssen. Der Deichweg führt uns entlang Porrenkoog, Dockkoog an die Mündung der Husumer Au und weiter bis zum Husumer Hafen, an dem ein buntes Treiben herrscht, von der berühmten „Grauen Stadt“ ist nichts zu spüren, aber nachfühlen können wir: „der Jugend Zauber für und für, ruht lächelnd doch auf dir, auf dir, du graue Stadt am Meer“. Nicht ohne das Wohnhaus Storms in der Wasserreihe Nr. 31 aufzusuchen begeben wir uns durch die Stadt zu unserem Start- und Zielpunkt, dem Husumer Bahnhof. Wer möchte, besucht das Grabmal Theodor Storms auf dem St. Jürgen-Friedhof, wo er nach seinem Tod am 4. Juli 1888 in Hademarschen bestattet worden ist.

Bundesland:    Schleswig–Holstein

 

Region:     Kreis Nordfriesland

 

AktivRegion Südliches Nordfriesland

 

Wegezuordnung:   Nordseeküstenradweg

 

Start- und Zielpunkt:  

Poggenburgstraße      

Bahnhof        

25813  Husum  

 

Verkehrsanbindung Auto:

Von Osten kommend über die B 201 oder B 200  in Richtung Husum Zentrum, von Norden oder  Süden von der B 5 auf die B 200 oder B 201  abbiegen.

 

Verkehrsanbindung ÖPNV:

Von Hamburg oder Kiel mit der NOB nach   Westerland über Husum oder direkt nach Husum fahren.

 

Rund- oder Streckenwanderung:  Rundwanderung

 

Länge:     20 km

 

Geschätzte Dauer:   7    Stunden    

 

Markierungszeichen:  keine 

 

Höhenunterschied:

Tiefster Punkt: - 0.4 m

Höchster Punkt: 30  m   

 

Anforderungen:

steile Passagen:   nie

durchgehend kinderwagengerecht:    ja   

 

Besonderer  Routencharakter:  

Naturwanderung      

Kulturwanderung   

 

Begehbarkeit: ganzjährig, Krokusblüte Mitte März bis Mitte April  

 

Sehenswürdigkeiten:  

1.   Marktplatz mit Ev. Marktkirche      

2.   Marktplatz mit Assmussen-Woldsen-Brunnen      

3.   Marktplatz mit Rathaus      

4.   Ehem. Schloss mit Torhaus undPortal zum Schlossgarten      

5.   Schlossgarten mit Büste von Theodor Storm      

6.   Ev. Kirche von Hattstedt      

7.   Ev. Kirche von Schobüll      

8.   Husumer Hafen      

9.   Storm-Haus Wasserreihe 31  

 

Einkehrmöglichkeiten:  

Hattstedt      

Christiansen's Gasthof      

Kirchenweg 30      

25856 Hattstedt      

Tel. 04846-350      

Übernachtung/Einkehr      

 

Schobüll      

Magisterhof        

Nordseestraße 14      

25813 Husum      

Tel. 04841-66960      

www.magisterhof.de      

Übernachtung      

 

Husum      

Nordseehotel      

Dockkoogstraße 26      

25813  Husum      

Tel. 04841-5021 

www.nordseehotel-husum.de      

Übernachtung/Einkehr      

 

Husum      

JH Husum      

Schobüller Straße 34      

25813  Husum      

Tel. 04841-2714      

jh-husum@djh.de      

www.jugendherberge.de/jh/husum      

Übernachtung   

 

Hinweis auf Karten:

Name:     Wander- und Freizeitkarte Nr. 2       Husum - Heide  1 : 50000

Herausgeber:    Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein       3-89130-282-7   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel:      Blütenwunder des Nordens

Verlag:     Husum Druck und Verlag ISBN      978-3-89876-376-9

Titel:      Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler       Hamburg - Schleswig-Holstein

Verlag:     Deutscher Kunstverlag ISBN      3-422-03033-6

Titel:      Theodor Storm – Eine Biographie

Verlag:     Verlag Boyens & Co ISBN      3-8042-0856-8

Titel:      Schöne Kirchen in Schleswig-Holstein  

Verlag:     Wachholtz - Verlag ISBN       3-529-02847-9   

 

Bilder: Kai Zarp †

 

Kartenskizze: Kai Zarp †

  

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft  “Wanderbares Schleswig–Holstein“  

von Heyer, Wolfgang  

Kuhlacker 32a  

24145 Kiel  

Tel. 0431-713495

www.wanderbares-schleswig-holstein.de  

 

Tourismusorganisation:  

Tourist Information Husum      

Husum GmbH      

Großstraße 27      

25813 Husum      

Tel. 04841-8987-0      

Fax 04841-898790      

www.husum-tourismus.de  

 

Tourismusorganisation:  

Amt Hattstedt      

Amtsweg 10      

25856 Hattstedt      

Tel. 04846-6902-0      

Fax 04846-6902-44      

info@amt-hattstedt.de      

www.amt-hattstedt.de

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