Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Eine Rundwanderung um den Dobersdorfer See bietet nicht nur zahlreiche überwältigende Ausblicke auf den vogelreichen Binnensee, ein „Eiskeller“, die Reste einer mittelalterlichen Turmhügelburg, das Herrenhaus Dobersdorf als großartige Rokoko–Anlage sind Sehenswürdigkeiten neben den artenreichen Uferzonen besonders im Bereich der „Schiefen Brücke“. Badestellen in Schlesen und Tökendorf bieten Möglichkeiten zum Rasten.
Wegbeschreibung:
Vom Parkplatz an der Wegekreuzung K 31/K 21 nehmen wir den Fußweg in Richtung Dobersdorfer See/Gehege Bookhorn. Die erste Abzweigung des Weges nach links führt in den Wald des Geheges Bookhorn. Mächtige Buchen bilden am Waldrand eine angenehme Mischung aus Licht und Schatten. Im Wald halten wir uns an den Weg, der rechts ab dem Waldrand folgt. An der folgenden Wegabzweigung findet sich rechter Hand auf einer leichten Anhöhe ein gut erhaltener „Eiskeller“, ein aus behauenen Feldsteinen gemauerter kreisrunder Schacht, in dem bis zur Erfindung des elektrisch betriebenen Kühlschranks das im Winter aus dem Dobersdorfer See geerntete Eis für Kühlzwecke im Herrenhaus, in der Gastronomie bewahrt wurde. Heutzutage erscheint uns Kühlung von Nahrungsmitteln, Herstellung von Speiseeis als selbstverständliche Möglichkeit. Der „Eiskeller“ bietet einen Anlass, über Konservierungsmethoden heute und einst zu diskutieren.
Im Gehege Bookhorn findet sich bereits Gelegenheit, nach essbaren Kräutern Ausschau zu halten. Die ausgehändigte Liste sammelbarer Pflanzen enthält für schattige Standorte:
Kriechender Günsel (Ajuga reptans) : Blätter für Salat und Gemüse
Knoblauchrauke (Alliaria petiolata) : zerhackte Blätter, Blüten als Salat, Gewürz
Bärlauch (Allium ursinum) : zerhackte Blätter als Salat, Gewürz Echte
Nelkenwurz (Geum urbanum) : Salat, Gemüse
Gundermann (Glechoma hederacea) : junge Blätter für Salate, Mischgemüse
Taubnessel (Lamium spec.) : Gemüse, Blüten für Salate
Sauerklee (Oxalis acetosella) : Gemüse, Salat (kleine Mengen !)
Teufelskralle (Phyteuma spicatum) : Blätter als Gemüse
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) : Mischgemüse
Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) : Salat (kleine Mengen!) vor der Blüte pflücken
Vogelmiere (Stellaria media) : Gemüse, Salat
Etwa 500 m vom „Eiskeller“ entfernt führt rechts ab ein Weg aus dem Wald hinaus, auf einen Feldweg, der uns entlang eines weiten Sumpf-, früher entwässerten Weidegebietes führt. Dieses Gebiet geht zum Dobersdorfer See in einen Erlen- und Eschen-Bruchwald über. Sammelbare Pflanzen sind in diesem lichten Bereich:
Schafgarbe (Achillea millefolium) : Gemüse, Salat
Giersch (Aegopodium podagraria) : junge Blätter als Gemüse, in Salaten
Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) : Blätter als Gewürz
Beifuß (Artemisia vulgaris) : Blätter als Gewürz
Gänseblümchen (Bellis perennis) : junge Blätter, Blüten als Beigabe zu Salat
Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) : junge Blätter, Blüten als Salat, Gemüse
Wiesen-Kümmel (Carum carvi) : Blätter als Gemüse
Knopfkraut (Galinsoga parviflora) : Salat, Gemüse
Hopfen (Humulus lupulus) : junge Triebe als Salat oder Gemüse (Hopfenspargel)
Steinklee (Melilotus officinalis) : Gemüse
Wegerich (Plantago spec.) : Salat, Gemüse
Knöterich (Polygonum aviculare Polygonum bistorta) : Gemüse
Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) : Gemüse
Sauerampfer (Rumex acetosella) : Mischsalat, -gemüse
Löwenzahn (Taraxacum officinale) : Blätter, Blüten für Salat
Brennnessel (Urtica dioica) : junge Blätter als Salat, Gemüse
Wiesenklee (Trifolium pratense) : Gemüse; Blüten für Salat
Über die Weite des Grundes sollte man schauen. Greifvögel hoch am Himmel, ein Kranichpaar aus dem Schutz des Bruchwaldes herausgetreten, mögen beeindrucken. Der Weg führt uns kurz auf die Kreisstraße K 31, nach wenigen Metern biegen wir links ab auf die Straße in Richtung Jasdorf/Schlesen. Eine kurze Strecke wandern wir auf der linken Seite der Straße, bis wir in einen Waldweg links ab einschwenken können, der uns in einem Bogen nach rechts zu einem Waldweg führt, der zur „Schiefen Brücke“ am Dobersdorfer See leitet. Der Weg in Seenähe kann matschig sein, der Reiz besteht aber darin, die buttergelben Blüten der Sumpf-dotterblume (Caltha palustris) zu finden, deren Blütenknospen früher als Kapernersatz verwendet wurden. Scharf, bitter munden die Blätter, Blüten des Bitteren Schaumkrauts (Cardamine amara). Die feuchten Wiesen bedeckt ein Hauch von weiß-lilafarbenen Blüten des Wiesen-Schaumkrauts (Cardamine pratensis), wie alle Kreuzblütler, einschließlich des gelb blühenden Raps, ein aromatisch, scharf schmeckendes Kraut, das sich vorzüglich für Salate eignet. Entlang des Weges im Uferbereich des Dobersdorfer Sees finden sich aber auch als giftig geltende Pflanzen wie die Einbeere (Paris quadrifolia), der Salomonssiegel (Polygonatum multiflorum). Etwa 500 m nach der „Schiefen Brücke“ weist eine Tafel auf ein archäologisches Denkmal hin, eine „Motte“, eine ehemalige Turmhügelburg, deren Ringwall man im Gelände noch gut erkennen kann. Wie eine solche Turmhügelburg einst aussah, kann man sich im Museumsdorf Niental bei Lütjenburg anschauen.
Bald führt uns der Weg um den See auf eine Anhöhe von etwa 30 m Höhe mit einem großartigen Blick über den See. Das Herrenhaus Dobersdorf ist in der Ferne am gegenüberliegenden Seeufer auszumachen. Ruhebänke laden zum Verweilen ein. Mit dem Fernglas schauen wir aus nach Schwarzem Milan, anderen Greifvögeln, Gänsen, Enten. Weiter führt uns der Weg nach Schlesen, wo wir am Ufer des Sees eine Pause einlegen, um unsere gesammeltenKräuter zu einem Kräuterquark mit knusprigem Stangenbrot zu verarbeiten. Es schmeckt köstlich. Frisch gestärkt brechen wir auf, nehmen den Weg in Richtung Christinenhof, Ziegelhof. Über weit ausladende Felder, sanfte Hügel geht es bis zur Abzweigung zum Ziegelhof, wo wir links abbiegen, bald auch wieder im Wald eintauchen. Am Waldrand halten wir uns nach links, gelangen dann in das Tal der Jarbek, die den Dobersdorfer See mit dem Passader See verbindet, aus dem die Hagener Au in die Kieler Außenförde fließt. Wir überschreiten die Jarbek, passieren den Campingplatz Dobersdorf, gelangen an eine weitere Badestelle am See. Hier nehmen wir den reizvollen Fußweg entlang des Seeufers, beobachten Haubentaucher, Bläss- und Teichhühner, die Kolbenente.
Auf der Kreisstraße K 31 sind es nur wenige Meter bis zur Abzweigung nach links, vorbei an einigen schönen Seegrundstücken, bis am Ende der Straße ein Weg in den Wald führt. Wir wandern immer geradeaus auf diesem Weg, bis wir kurz vor dem Herrenhaus nach rechts zur Kreisstraße abbiegen müssen. Die letzten Meter bis zu unserem Ausgangspunkt müssen wir den Fahrradweg entlang der Kreisstraße benutzen, vorbei an Gut Dobersdorf, einem Herrenhaus, das 1770 – 72 für Christopher von Blome errichtet worden ist, ein Hauptwerk des Rokoko im Lande.
Amüsant ist die Geschichte über die Gräfin Rantzau, einzige Tochter des Reichskanzlers Bismarck, die mit dem Gesandten Kuno Graf Rantzau verheiratet war. 1890 verlegte dieser seinen Aufenthalt nach Dobersdorf. Gräfin Rantzau schrieb gerne und häufig lange Briefe an ihren großen Bekanntenkreis, damals auf schnellstmögliche Weise mit der neuesten Technik per Telegramm. Ihretwegen war eine Vergrößerung des Postamtes Schönkirchen erforderlich. Heute, nach nur 120 Jahren, würde sie ihren umfangreichen Briefwechsel wohl per e-mail versenden. Ihre andauernd sitzende und schreibende Lebensweise war auch Ursache ihrer außergewöhnlichen Korpulenz, sodass sie nur noch im Sitzen schlafen konnte.
Wir wissen nach einer 12 km – Wanderung: Wandern bewegt, hält fit und schlank.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: AktivRegion Ostseeküste
Landkreis Plön
Wegezuordnung: keine
Start- und Zielpunkt:
Bushaltestelle Li 210 Dobersdorf, Abzweigung,
Kreuzung von K 21 und K 31
Verkehrsanbindung Auto: Von Kiel auf die B 502 in Richtung Schönberg. Bereits in Dietrichsdorf rechts abbiegen auf die L 50 in Richtung Schönkirchen. Noch vor Schönkirchen rechts ab über Schönhorst nach Dobersdorf. Parkplatz an derKreuzung von K 21 und K 31 ist Startpunkt.
Verkehrsanbindung ÖPNV: Ab Kiel Hbf mit Bus Li 210 bis Dobersdorf, Abzw. (nur Mo. - Fr. möglich)
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: 12 km
Geschätzte Dauer: ca. 3-4 Stunden
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: 19 m
Höchster Punkt: 35 m
Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinder- wagengerecht: ja
barrierefrei: nein
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Jugendwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. „Eiskeller“ im Gehege Bookhorn
2. Kulturdenkmal „Turmhügelburg“ bei Jasdorf
3. Herrenhaus Dobersdorf
4. Dobersdorfer See (Sperrung für Wassersportler)
Einkehrmöglichkeiten:
Campingplatz Dobersdorfer See
24232 Tökendorf
Tel. 04348-1868
Einkehr / Übernachtung
Arps Gasthof
Möhlenweg 2
24232 Flüggendorf
Tel. 04348-353
Einkehr / Übernachtung
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 8 Kiel - Plön 1 : 50000
Herausgeber: Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein 978-3-89130-288-0
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Ausflugsziele im Herzen Schleswig-Holsteins
Verlag: Boyens Buchverlag ISBN 3-8042-1165-8
Titel: Unberührte Natur
Verlag: Karl Wachholtz – Verlag (1966)
Titel: Kosmos Naturführer Was blüht denn da
Verlag: Franck – Kosmos - Verlag ISBN 978-3-440-10212-1
Titel: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands
Verlag: Quelle & Meyer, Wiebelsheim ISBN 3-494-01397-7
Titel: Delikatessen am Wegesrand
Verlag: Madler Verlag ISBN 3-925691-25-1
Titel: Delikatessen am Wiesenrand
Verlag: Madler Verlag ISBN 3-925691-25-x
Titel: Leitfaden Phytotherapie
Verlag: Urban & Fischer ISBN 3-437-55341-0
Bilder:
Gerlind Lind
Kai Zarp †
Kartenskizze: Kai Zarp †
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Tourist-Information
Selenter See
Kieler Straße 18
24238 Selent
Tel. 04384-670
www.selentersee.de
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