Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Aus den Treeneniederungen bei Schwabstedt ragt mit mehr als 40 m Höhe ein Geestholm, Relikt saaleeiszeitlicher Moränen, hervor - bestanden von einem „Restwald“, dem Lehmsieker Forst. Wesentlich jünger, nach der letzten Eiszeit gebildet, sind das Wilde Moor und die Marschen der Treeneniederung. Eine 18 km-Wanderung führt aus dem reizvollen Ort Schwabstedt über den Geestholm in das weite Wilde Moor, entlang der durch die Treenemarsch mäandrierenden Flussschleifen; sie verdeutlicht die Entstehung und schwierige Kultivierung dieser Landschaft
Wegbeschreibung
„Plötzlich, da der Weg sich zu einer Anhöhe hinauf gewunden und schon der Abend seine Schatten warf, sahe ich unter mir das Dorf mit seinen rauchenden Dächern, wie es zwischen Busch und Bäumen längs, dem Ufer des lieblichen Treeneflusses hingestreckt lag.“ So beschreibt Theodor Storm in seiner Novelle „Renate“ die Annäherung an Schwabstedt. Wir wandern von der Straße An der Treene, am Prallhang einer Treeneschleife gelegen, links ab in die Treenestraße, gewinnen schnell an Höhe, passieren die Kirche St. Jakobi, die wir am Ende der Wanderung aufsuchen wollen. Über die Straße An der Weide folgen wir zunächst dem Hinweis „Friedhof Holbek“. An der Straße Am Bahndamm wird uns bewusst, dass die im Jahr 1910 mit Begeisterung eröffnete Bahnlinie Rendsburg – Husum nicht mehr existiert. An der Freilichtbühne biegen wir links ab in die Straße in Richtung Lehmsiek. Nach etwa 500 m, vorbei an dem als Sackgasse gekennzeichneten Feldweg, führt ein Wirtschaftsweg rechts ab hinauf zum Lehmsieker Forst. Dieser Wald gilt als „Restwald“ eines uralten Waldgebietes, das auf den Geestrücken, rechtsseitig der Treene, vor 300 Jahren noch geschlossen bis Treia reichte. Durch Reparationshiebe nach dem 2. Weltkrieg wurde der Wald weit
gehend zerstört, so dass heute fast nur noch Bäume anzutreffen sind, die nicht älter als 50 – 60 Jahre sind. Am Waldrand lädt eine Bank zu einer ersten Trinkpause ein. Weiter geht es auf dem Weg entlang des Waldrandes in Richtung Hollbüllhuus. Wir verlassen den Weg nach etwa 500 m, nehmen den Weg durch den Wald, einen Buchen-Mischwald mit naturnahen Strauch- und Krautschichten, kleinen Lichtungen. Einen Querweg kreuzen wir, studieren die Angebote einer Waldapotheke im Naturerlebnisraum Lehmsieker Wald, halten Ausschau nach dem Herrscher auf dem Waldthron. Am Ende dieses Weges stoßen wir auf eine Lichtung, in der ein gewaltiger Findling steht, der vor mehr als 100 000 Jahren von Skandinavien kommend hier abgelagert worden ist. Eine Schautafel erläutert die sukzessive Eroberung der Tundra nach der letzten Weichseleiszeit durch Birken- und Kiefernwald, dann durch Hasel, Ulme, Eiche, Linde, Erle, ab 1000 v. Chr. durch die Buche. Nach einer Pause auf den einladenden Bänken verlassen wir den Wald auf der Straße in Richtung Hollbüllhuus, schauen auf das vor uns, auf Meeresniveau liegende, riesige Wilde Moor und die weit im Hintergrund aufragenden, vewaldeten Höhen von Winnertfeld und Ostenfeld. 631 ha des Wilden Moores wurden im Jahr 1992 unter Naturschutz gestellt und als Teil des vernetzten Systems NATURA 2000 ausgewiesen. Nach etwa 500 m auf der Straße führt ein ausgeschilderter Weg in das Wilde Moor. Eine Schautafel zeigt eindrucksvoll die Entstehung des Moores aus einem abgeriegelten Überschwemmungsgebiet der einst die Schmelzwässer der Gletscher führenden Treene, aus den von Ebbe und Flut beeinflussten Niederungen von Eider und Treene. Schon auf dem Weg ins Moor blüht der Augentrost in üppigen Beständen, begleiten uns am Wegrand die Sumpfscharfgarbe, Blut- und Gilbweiderich. Weiden, Faulbaum und andere Gehölze bilden noch den Rand des Moores, bis der Moorlehrpfad in das baumlose Moor hineinführt. Der Gagelstrauch lädt ein, den verströmenden Duft seiner Blätter zu genießen. Die Blätter wurden in früheren Zeiten anstelle von Hopfen zum Würzen des Bieres verwendet, Zweige als Duftsträuße eingesetzt. Als gefährdete Art lassen wir die zahlreichen Sträucher aber unangetastet. Ebenso bewundern wir von der Warte des Bohlenweges die typischen Moorpflanzen wie die Glockenheide, die Moosbeere, auf trockeneren Bereichen auch die Besenheide. Erstaunlich ist das Vermögen der Torfmoose, Wasser zu speichern. Erfreulich sind die Bestände der Beinbrechlilie oder Moorlilie, bereits zur Blume des Jahres gewählt.
Faszinierend ist der Blick über die weite, baumlose, aber üppig bewachsene, fast an den Horizont reichende Fläche des Moores, über der eine Wiesenweihe ihren rüttelnden Flug vollführt. Der weiter durch das Moor führende Weg zeugt von der Vernässung des Moores. Ohne Gummistiefel, hohe Wanderstiefel oder bei ertragbaren Temperaturen barfuß kann man den Weg nicht mehr gehen, auch wenn die angrenzenden Gräben zumindest frühere Entwässerungsmaßnahmen anzeigen. In den Gräben finden sich Froschlöffel, Pfeilkraut, Krebsschere, Froschbiss, Wassernabel, Wasserfeder, Wasserschlauch, Schwanenblume, allesamt Pflanzen, deren Namen auf ihren Standort hinweisen. Am Wege steht ein reetgedeckter Aussichtsturm, der einen erhöhten und verdeckten Überblick ermöglicht. Etwa 300 m vor dem Ende des Weges nehmen wir den nach rechts abzweigenden, befestigten Weg, der uns nach 1,2 km auf den asphaltierten Weg entlang eines breiten Entwässerungsgrabens führt. Hier halten wir uns nach rechts in Richtung des Pumpwerks an der Treene. Am Pumpwerk legen wir eine Pause ein, genießen den weiten Blick vom Deich auf die Treenemarsch, die weit ausladenden Schwünge der Treene, die entfernt liegenden, bewaldeten Höhen des Stapelholms. Störche fliegen über den Reitwiesen, an den Gräben des durch den Deich von der Treene abgegrenzten Wilden Moores stehen bewegungslos Graureiher. Wir folgen dem Weg auf dem Deich an der Treene in südlicher Richtung. Am Ufer der Treene stehen schwarzbunte Kühe in reizvollem Kontrast zum satten Grün der Wiesen und dem fahlen Blau des weiten Himmels. Nach einem weiteren Pumpwerk führt ein unbefestigter Feldweg rechts ab, fort vom Deich an der Treene, hin zu einem Deich, der in Ost-WestRichtung einen der Riegel für mögliche Überschwemmungsgebiete der etwa 90 km langen Treene bildet. Infolge der niedrigen Lage über oder unter dem Meeresspiegel und des großen Einzugsgebietes der Treene setzten Süßwasserüberschwemmungen und Sturmfluten das Land früher häufig unter Wasser. Wir folgen dem Weg entlang dieses auf den Holmfuß zuführenden Deiches, bis wir links ab über eine Brücke hinauf in Richtung Hollbüllhuus wandern. An der Straße wenden wir uns nach rechts, erreichen nach etwa 700 m die Dorfmitte von Hollbüllhuus. Hier verlassen wir die Straße nach links, vorbei an landwirt-schaftlichen Gehöften, bis wir zur Rechten einen Feldweg in Richtung Lehmsieker Forst nehmen können. Am Waldrand wandern wir in Richtung Schwabstedt, bleiben etwa 1,5 km am Waldrand, bis ein Weg links ab nach Schwabstedt führt.
Bald sind wir auf bekanntem Weg wieder an der Freilichtbühne, an den Fischteichen der Holbek. Bevor wir auf die Treenestraße gelangen, steigen wir auf die Anhöhe des BruhnsWeges, von wo wir einen eindrucksvollen Zugang zum Standort der St. JakobiKirche haben. Der Glockenturm steht auf einem „locus sanctus“, einem bronzezeitlichen Hügelgrab, daneben die im 12. Jahrhundert als Feldsteinbau errichtete Kirche mit ihren kostbaren Schätzen: dem Schnitzaltar aus der 1807 abgebrochenen Marienkirche in Husum, den Theodor Storm in seiner Novelle „Aquis submersus“ beschrieben hat, der achteckigen Holztaufe von 1605, der Spätrenaissance-Kanzel von 1606. Bereichert kehren wir an das Ufer der Treene zurück. Wer mag, kann im Ort einkehren und die Wanderung noch einmal in Gedanken auf sich einwirken lassen, er mag in der Treene ein Bad nehmen, oder planen, wieder zu kommen, um auf der Treene eine Paddel- oder Schiffstour zu unternehmen.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: Kreis Nordfriesland
AktivRegion Südliches Nordfriesland
Wegezuordnung:
Eider-Treene-Sorge-Radweg
Wikinger-Route
Start- und Zielpunkt:
An der Treene 5
25876 Schwabstedt
Verkehrsanbindung Auto:
1. Von der A 7 oder A 210 ab AK Rendsburg auf die B 202 in Richtung Kanaltunnel, dann Richtung Friedrichstadt, in Seeth rechts ab nach Schwabstedt
2. Von der B 5 auf der B 202 über Friedrichstadt bis Seeth, dort links ab nach Schwabstedt Verkehrsanbindung ÖPNV: Bahnverbindung bis Friedrichstadt, von dort Busverbindung bis Schwabstedt
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: 18 km
Geschätzte Dauer: ca. 6 Stunden
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: - 0,7 m
Höchster Punkt: 35 m
Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinder- wagengerecht: im Moor schwierig
barrierefrei: nein
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Jugendwanderung
Begehbarkeit:
Der Moorweg ist nur mit hohen Stiefeln oder barfuß begehbar, sonst ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Naturerlebnisraum Lehmsieker Wald
2. Wildes Moor
3. Flusslandschaft Treene
4. St. Jakobi-Kirche zu Schwabstedt
5. Heimat-Museum im Treenehaus
Einkehrmöglichkeiten:
Hotel zur Treene
An der Treene
25876 Schwabstedt
Tel. 04884-210
e-mail: info@hotel-zur-treene.de
Einkehr und Übernachtung
Hollbüllhuuser Krog
25876 Hollbüllhuus
Tel. 04884-206
Einkehr
Treene-Bistro Schwabstedt
An der Treene
25876 Schwabstedt
Tel. 04884-9089081
Einkehr
Fährhaus
Schloßstraße 3
25876 Schwabstedt
Tel. 04884-252
e-mail: info@faehrhaus-schwabstedt.de
Einkehr
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 2 Husum - Heide 1 : 50000
Herausgeber: Landesvermessungsamt Schleswig–Holstein 3-89130-282-7
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Informationsblatt „Naturerlebnisraum Lehm- sieker Wald – Ein erlebnisreicher Rundgang“
Verlag: Fremdenverkehrsverein Gemeinde Schwabstedt Hrsg.: Tel.: 04884-420
Titel: Naturführer durch Schleswig-Holstein Band 2
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 978-3-529-05416-7
Titel: Geologie erleben in Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 978-3-529-05427-3
Titel: Europäischer Vogelschutz in Schleswig-Holstein Arten und Schutzgebiete
Hrsg: Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein ISBN 978-3-937937-33-5
Titel: Wildnis in Schleswig-Holstein
Hrsg: Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein ISBN 978-3-937937-49-6 Titel: Topographischer Atlas Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz – Verlag 1966
GPS-Tracks: Kai Zarp †
Bilder:
Gerlind Lind
Kai Zarp †
Kartenskizze: Kai Zarp †
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Treene Tourismus Schwabstedt u.U. e.V.
Kirchenstraße 10
25876 Schwabstedt
Tel. 04884-420
www.fvv-schwabstedt.de
www.eider-treene-sorge.de
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