Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?
Der Erholungsort Lunden liegt auf einer vor etwa 3000 Jahren entstandenen Nehrungskette, unweit der Eider. Östlich der Nehrung haben sich aus einem ehemaligen Haff Moore entwickelt, die von Menschen für die Weidewirtschaft entwässert wurden. Die Lundener Niederung, das Lundener Moor laden zu einer Wanderung durch Moorreste, Wald, Grünland ein. Auf dem Weg zur auf hoher Warft errichteten Kirche von Sankt Annen soll der Ort sein, an dem der Dithmarscher Nationalheld, der „pater patriae“, Peter Swyn ermordet worden ist. Von Sankt Annen führt die Wanderung über den Eiderdeich-Weg bis Wollersum, eingedeichtes Einzugsgebiet der Eider, seiner Nebenflüsse und der nahen Nordsee.
Wegbeschreibung
Vom Bahnhof Lunden wandern wir auf dem östlich der Bahngleise verlaufenden Weg „Drift“ in südlicher Richtung, genießen bereits von hier den weiten Blick über die Lundener Niederung. Wir gelangen an den Bahnübergang, müssen hier die Bahnstrecke queren und setzen unseren Weg südwärts in der Brunnenstraße fort. Auf Höhe des beheizten Freibades Lunden biegen wir links ab in den Grünen Weg, der in den Naturerlebnisraum Lundener Niederung führt. Das Lundener Moor ist das Gebiet des Kleinen Lundener Sees, der im 19. Jahrhundert trockengelegt worden ist; das Moor war ein Niedermoor, über das teilweise ein bis zu 2 m mächtiges Hochmoor gewachsen war.
Ab 1950/1960 wurde das Gebiet im Rahmen der Flurbereinigung aufgeforstet. Angelteiche, ein Wegenetz wurden angelegt. Auf dem grünen Weg gelangen wir schon nach 500 m an die ersten „Erlebnispunkte“, inzwischen idyllisch eingewachsene Teiche, auf denen sich verschiedene Entenarten tummeln. „Im Reich der Sinne“ könnte man den gesamten Erlebnispfad bezeichnen. An diesem Erlebnispunkt lässt sich an einem großartig renaturierten See eine Pause einlegen. Dann folgen wir dem Erlebnisparcour rechts ab, bewundern die kräftigen Erlen- und Weidenbäume, die vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. An der Weggabelung, wo ein schmaler Pfad auf „Entdeckungstour“ ins Schilf führt, biegen wir links ab, um am nächsten Weg rechts ab auf den Erlebnispunkt, „Wo das Moor aus dem Meer geboren wurde“, zu stoßen. Tatsächlich war das Gebiet der Lundener Niederung bis zur Zeit 3000 v. Chr. Teil eines großen Haffbereiches. Der Ortsname Kleve deutet noch auf die Lage an der Steilküste am eiszeitlichen Altmoränenbereich der Geest hin. Ab 3000 v. Chr. entstand westlich vorgelagert die Lundener Nehrung, mehrere dicht beieinander liegende Strandwälle, von Dünenwällen bis zu 3-4 m über NN verdeckt, die aber häufig künstlich abgetragen worden sind. Die Abriegelung des Haffs führte zu einer biogenen Verlandung, zur Niedermoor-
und Bruchwaldbildung, teilweise zur Hochmoorbildung, teilweise blieben Senken offen als größere Seen. Auf diesem Erlebnispfad stoßen wir wieder auf einen Querweg, dem wir links ab folgen. Der Weg führt uns aus dem Naturschutzgebiet hinaus auf weite Weideflächen, von zahlreichen Gräben entwässert. An dem asphaltierten Wirtschaftsweg in Richtung West – Ost wandern wir rechts ab, haben von hier den beeindruckenden Blick über die weite Weidelandschaft auf die etwa 6 km entfernte „Steilküste“ bei Kleve.
Nach etwa 600 m biegt der Wirtschaftsweg scharf rechts ab. Hier nehmen wir den Feldweg links ab in Richtung St. Annen, dessen Kirche wir bereits ausmachen können. Nach 700 m queren wir die Brücke links ab, wandern weiter nordwärts, halten kurz vor dem kreuzenden Wirtschaftsweg von Lehe in Richtung Sankt Annen inne, um der Geschichte um Peter Swyn zu gedenken, der zwischen Lehe und St. Annen am 14. August 1537 ermordet worden ist, dessen Grab sich auf dem Geschlechterfriedhof in Lunden findet. Adolf Bartels hat das Geschehen in seinem Roman „Die Dithmarscher“ beschrieben: „Die Erntezeit war gekommen, in ganz Dithmarschen schwankten die schweren Kornwagen voll goldener Garben auf Weg und Wurt und kein rüstiger Arm durfte feiern. Nun hatte auch jeder Streit zu ruhen, es war Erntefrieden, den man nicht ungestraft brach ... Plötzlich sah einer drei Männer aus dem Graben aufspringen und einen dem Pferde Peters in die Zügel greifen, während die beiden anderen den Achtundvierziger beim Rocke faßten und rücklings vom Pferde rissen. Schauerliches Entsetzen stand auf allen Gesichtern. Man bemerkte, als man näher an den Goosweg gelangte, das Pferd ruhig auf dem Acker stehend, mit gesenktem Haupte. Herr Peter war nicht zu erblicken. Ganz nahe herangekommen, sah man ihn dann liegen. Er war tot“.
Dem Feldweg folgen wir über den Querweg weiter nordwärts, biegen erst etwa 250 m vor der L 156 rechts ab und erreichen über diesen aussichtsreichen Weg St. Annen. Bis zur Kirche sind es an der Straße nur noch 500 m. Wir queren die Landstraße, gehen direkt auf die auf hoher Warft gelegene Kirche zu. Eine Kanone vor der Kirche erinnert an die verlustreiche und vergebliche Beschießung und Bestürmung von Friedrichstadt, die Ende September 1850 das Ende der Schleswig-Holsteinischen Erhebung gegen Dänemark bedeutete und an Aussöhnung und Frieden in der Zukunft gemahnen soll. Das Kircheninnere lädt zu einer stillen Einkehr ein, erfreut mit seinem Schnitzaltar, seinem Taufstein mit hölzernem Taufdeckel, der Kanzel und den Geschlechterlogen der Russbullinger. Die Kirche soll nach einer schweren, zerstörerischen Sturmflut 1490 aus Dank für die Wiederherrichtung der Deiche 1491 zunächst als Holzkapelle, 1501 als Steinkirche errichtet worden sein. Nach einem Rundgang über den Friedhof setzen wir unseren Weg in Richtung Hemsdorf und Neuensiel an der Eider fort. Von Linden behütet schmiegt sich das Pastorat an die Kirchwurt an. Den Hemshof umstehen als Windschutz mächtige Pappeln. Dem Bauern Jan Evert Hems vom Hemshof ist die Entscheidung für den Bau der Eisenbahnbrücke im Jahr 1887 über die Eider zu verdanken, die eine Verbindung von Heide über Husum bis Tondern ermöglichte und volkswirtschaftlich für die Region ein großer Gewinn
wurde. Das Pumpwerk am Neuensiel ist erforderlich, um die Niederschlagsmengen aus dem Hinterland, das etwa 0,1 bis 1,5 m unter dem NN-Pegelstand der Nordsee liegt, in die Eider hinauszubringen.
Wir setzen unseren Weg in Richtung Dammsdeich fort, steigen an der Weggabelung auf den Eiderdeich hinauf, sind fasziniert vom Blick auf den breiten Eiderlauf , die Eiderbrücke und das nur 3 km entfernte, nach der Zerstörung von 1850 wiederaufgebaute charakteristische Friedrichstadt. Auf dem Deichkamm wandern wir in westliche Richtung, Schafe begleiten uns oder stürmen den flachen Deichhang in Richtung Eider hinab. Durch den Bau des Eidersperrwerks 1968-1970 wurde das Mündungsgebiet der Eider ungewollten Einflüssen der Gezeiten entzogen. Ursprünglich reichte der Gezeitenfluss stromaufwärts bis Rendsburg, in der Treene bis Hollingstedt. Bei Sturmfluten kam es, unterstützt durch das abfließende Wasser von Eider, Treene und Sorge zu großflächigen und andauernden Überschwemmungen der Flussniederungen. Die Folgen eines Deichbruchs bei der Siedlung Preil im Februar 1825 zeigt die Wehle hinter dem Deich, ein von den einströmenden Wassermassen ausgespültes Seebecken. Die neue Deichlinie ist noch gut erkennbar. Den Preiler Koog lassen wir nördlich, wandern auf dem Deich nahe Preil, gelangen dann wieder auf den eiderbegleitenden Deich, sehen westlich die Kirche von Oldenswort. Schon bald treffen wir auf die markanteste Wehle im Lundener Koog, das „Soldatenloch“, bei einer Sturmflut im Oktober 1634 entstanden. Eine blutrünstige Geschichte aus dem Nordischen Krieg (1700-1721) rankt sich um den Namen dieser Wehle.
Wir setzen unseren Weg auf dem Deich fort, auch Kühe grasen hier. In den Wehlen und Gräben am landseitigen Fuß des Deiches, von dichten Schilfgürteln gesäumt, halten sich zahlreiche Wasservogelarten auf. Schließlich erreichen wir Wollersum, haben die die Eidermündung bestimmende Stadt Tönning schon vorher gesichtet. Vor dem Bau der Eisenbahnbrücke verkehrte von Wollersum eine der zahlreichen Fähren, um nach Eiderstedt, Husum zu gelangen. Von Wollersum gehen wir auf den Kirchturm der Lundener St. Laurentius Kirche zu, den wir während unserer Wanderung aus zahlreichen Blickwinkeln immer wieder sahen.
Nach wenigen Metern verlassen wir die Kreisstraße nach links, haben von dem kaum befahrenen Wirtschaftsweg einen schönen Blick auf den Lundener Koog, bis uns die Häuser und das Grün von Lehe die Sicht nehmen. Wir gelangen auf die Landstraße nach Lunden, erreichen nach 300 m den Lundener Geschlechterfriedhof mit der St. Laurentius-Kirche. Einflussreiche Bauerngeschlechter haben diese Gegend regiert, wovon die Grabstellen Zeugnis ablegen. Die Kirche ist mehrfach ausgebrannt. Von der ehemaligen Einrichtung hat sich lediglich der 40-armige Messingleuchter erhalten. Von der 11 m über NN gelegenen Kirche gelangen wir beeindruckt von der einstigen Bedeutung des Ortes Lunden über die Schulstraße zum Bahnhof Lunden.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region: Landkreis Dithmarschen
AktivRegion Eider-Treene-Sorge
Wegezuordnung: keine
Start- und Zielpunkt:
Bahnhof Lunden
25774 Lunden
Verkehrsanbindung Auto:
Von Rendsburg über die B 202 bis Friedrichstadt, von dort über die Eiderbrücke auf die L 156 bis Lunden Auf der A 23 bis Heide, weiter auf der B 5 bis zur Abfahrt Hemme, auf der L 156 bis Lunden
Verkehrsanbindung ÖPNV:
Von Kiel Hbf. bis Husum per Bahn, dort umsteigen in Verbindung Westerland/Sylt - Hamburg bis Lunden Bahnverbindung Hamburg – Westerland bis Bhf. Lunden
Rund- oder Streckenwanderung: Rundwanderung
Länge: 20 km
Geschätzte Dauer: 7 Stunden
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
Tiefster Punkt: - 1.6 m
Höchster Punkt: 7 m
Anforderungen:
steile Passagen: nie
durchgehend kinder- wagengerecht: nein
barrierefrei: nein
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Begehbarkeit:
ganzjährig
bevorzugt Mai bis Oktober
Sehenswürdigkeiten:
1. Lundener Moor
2. Kirche St. Annen
3. Deichwanderung in der Flusslandschaft Eider-Treene-Sorge
4. St. Laurentius Kirche zu Lunden mit Geschlechterfriedhof
Einkehrmöglichkeiten:
Landhaus St. Annen
Alte Bundesstraße 5, Nr. 7
25776 St. Annen
Tel. 04882-605874
Einkehr
Dithmarscher Hof
Am Gänsemarkt 8
25774 Lunden
Tel. 04882-843
www.dithmarscher-hof-lunden.de
Einkehr / Übernachtung
Hotel Lindenhof
Friedrichstraße 39
25774 Lunden
Tel. 04882-407
www.lindenhof-lunden.de
Einkehr / Übernachtung
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 2 Husum - Heide 1 : 50000
Herausgeber: Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein 3-89130-282-7
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Histour - Dithmarschen
Verlag: Boyens & Co ISBN 3-8042-1008-2
Titel: Das Schleswig-Holstein Wanderbuch
Verlag: BLV Verlagsgesellschaft München (1981) ISBN 3-405-12278-3
Titel: Schöne Kirchen in Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz - Verlag ISBN 3-529-02847-9
Titel: Die Dithmarscher Historischer Roman in 4 Büchern von Adolf Bartel
Verlag: Lipsius & Tischer (1916)
Bilder:
Gerlind Lind
Kai Zarp †
Kartenskizze: Kai Zarp †
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft “Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Touristinformation Lunden
Tannenweg 2
25774 Krempel
Tel. 04882-61010
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