Engel über den Wassern des Wittensees

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Wind- und Wassermühlen gehören in Schleswig-Holstein zum Kulturerbe. Sie erfreuen den Wanderer wegen ihrer besonderen Lage im Landschaftsbild und aufgrund ihrer äußeren Erscheinung. Die Windmühle „Augusta“ von 1874 mit Windrose und Jalousie-Flügeln mag nach einer Wanderung durch die abwechslungsreiche Landschaft am Wittensee ebenso wie das Atelier der Künstler Lambertz und Reese Ziel sein, um den Wesen über den Wassern nachzuspüren.   

Vom Parkplatz am Seebadestrand gehen wir hinunter an das Ufer des Wittensees.  Wir genießen den Blick über den gesamten Wittensee, auf die Duvenstedter Berge, auch Duvenstedter Alpen benannt, die während der vergangenen Weichsel-Eiszeit durch einen sich nach Südwesten schiebenden Gletscher mit dem Material aus Kiesen und Sanden des Wittensees aufgeschoben worden sind, begleitet von Seitenmoränen mit immerhin 36 m Höhe über NN. Die höchste Erhebung der Stirnmoräne, also der Duvenstedter Berge, hat eine Höhe von 72 m. Vom Ufer des Sees finden wir links ab einen schmalen Fußpfad, der uns durch sumpftypische Ufervegetation bis an den Schlaukweg führt, der als Uferstraße dem Seeufer folgt, von versteckt auf großen Grundstücken liegenden Wochenendhäusern begleitet. Wir queren den Brobach, der in den Wittensee hineinfließt. Am Ende des Schlaukweges führt ein Fußweg links ab. An der kurz darauf folgenden Weggabelung wandern wir rechts ab, um die weite Habyer Autalung zu erwandern. Man erhält eine Ahnung davon, welche Schmelzwasserströme hier vor etwa 20 000 Jahren geflossen sind. Auf den Wiesen, am Wegesrand erfreuen Wiesenschaumkraut, Bitteres Schaumkraut, Löwenzahn, einen gelben Teppich auf Grün bildend. Der Weg führt nach etwa 1 km wieder auf die Uferanhöhe, trifft dann auf den Weg in Richtung Haby, dem wir ein kurzes Stück rechts ab folgen. An der Abzweigung des Weges, der mit der Markierung „Wander-Haselmaus“ versehen ist, legen wir eine kurze Trinkpause ein, nutzen die aufgestellte Sitzbank. Uns gefällt die Haselmaus als Wanderzeichen, stellt sie doch ein Symbol dar für die Notwendigkeit von Korridoren in der Natur in Form von Hecken, Knicks, wenig beeinflussten Flora-Fauna-Habitaten, die miteinander vernetzt sind und so nicht nur der Haselmaus & Co., sondern auch dem erholung- und natursuchenden Wanderern Wanderkorridore bieten. Wir folgen dem Fußpfad in Richtung Wald, botanisieren ein wenig am Wegesrand. Im Wald nehmen wir den Pfad rechts ab, folgen dem Waldrand auf diesem Weg, bis kurz vor der Kreisstraße nach Haby der Waldweg links abzweigt, vom „Wanderhörnchen“ auch angezeigt. Wir überqueren noch einmal den Brobach, der hier in schönen Bögen mäandrierend durch das Holz fließt. Vereinzelte große Findlinge weisen auf die eiszeitlich gestaltete Landschaft hin. An der nächsten Wegkreuzung steigen wir den Weg hinauf zur Kreisstraße K 78, queren diese und wandern auf dem Weg durch das Große Gehege in Richtung Norden. Nach etwa 2 km verlassen wir den Wald, wenden uns hier an einem apfelbaumbestandenen Feldweg nach links, genießen den Blick auf die bewegte Landschaft, im Mai von den Komplementärfarben Rapsgelb und Himmelblau geprägt. Der Weg nimmt einen Bogen auf den gegenüber sichtbaren Wald, auf den  wir zugehen. Hier folgen wir dem Weg am Waldrand, halten Ausschau nach den auf  der Karte verzeichneten zahlreichen „Hünengräbern“. Wir stoßen auf die stark befahrene B 203, queren diese zum Fuß- und Radweg und wandern rechts ab bis zur Abzweigung des Weges in Richtung Brandenhorst, dem wir links folgen. In Brandenhorst nehmen wir den in Richtung Nord-West rechts abzweigenden Feldweg durch wunderschön welliges Gelände, links des Weges kleine, von Schwarzerlen bestandene, wildnisartige Tümpel und Sumpfgebiete. An der asphaltierten Straße nach Magarn biegen wir links ab und gelangen bald auf die K 51, auf der wir im Gänsemarsch auf der linken Straßenseite links ab ein kurzes Stück gehen müssen, bevor es auf Höhe eines Hofes möglich ist, einen Feldweg rechts ab zu nehmen. Diesen gehen wir bis zur nächsten Wegkreuzung. Hier führt rechts ab der Weg in das reizvolle Naturschutzgebiet „Groß Wittenseer Moor“. Das Moor von nur 14,7 ha Größe liegt in einer Talmulde, von den Moränen der letzten Eiszeit umgeben. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde die bis zu 4 m mächtige Torfschicht abgebaut, ehe das Gebiet 1942 unter Naturschutz gestellt wurde. Das Moorzentrum ist noch weitgehend baumfrei. Die für Moore typischen 

Bulte und Schlenken prägen das Zentrum. Wollgras steht auf der Fläche, Moosbeere, Glocken-, Besen- und Rosmarinheide am Moorrand warten auf ihre Blüte. Eine Besucherinformationstafel gibt Hinweise auf diesen ausgezeichneten und erhaltenswerten Lebensraum. Vom Moor kommend gehen wir den Weg zurück, können wegen der Umgehungsstraße um Groß Wittensee aber nicht dem Moorweg in Richtung GroßWittensee folgen. Wir wandern daher an der Wegkreuzung rechts ab, können dann links ab in Richtung Eksal die Brücke über die Schnellstraße queren, wandern von etwa 30 m Höhe hinab bis zum Eksaler Weg. Auf diesem geht es links ab direkt zur Mühle „Augusta“ in Groß Wittensee, einem Keller-Holländer von 1874. Die Flügel der Mühle stehen still, stehen  auf Ruhezeit, auch wenn am Pfingstmontag, am Internationalen Mühlentag, hier immer groß gefeiert wird. Von der Mühlenstraße gelangt man dann,  weiter abwärts, auf die Dorfstraße, einst  bedeutender Handelsweg zwischen  Eckernförde und Rendsburg. Davon zeugt nur noch der schöne Gasthof Schützenhof. Von diesem folgen wir der Dorfstraße, an  den Einmündungen der Seeuferstraße vor- bei, bis zur Straße in Richtung Haby, von  wo wir der Straße auf einem das Seeufer  begleitenden Fußpfad folgen.  Eine Treppe zur Straße hinauf lässt uns zur Galerie Lambertz-Reese gelangen, eine herrliche Anlage, die uns nach einem ganzen Tag Naturerlebnis Selbstreflexion an den Werken der Künstler Carl Lambertz und Maria Reese-Kindler ermöglicht. Von Wesenhaftem beseelt verlassen wir schließlich das Atelier. Bis zum Parkplatz am Seebad sind es nur noch wenige Meter. Ein letzter Blick über den Wittensee, auch auf die Mühle mit ihren engelgleich erscheinenden Flügeln, beendet einen erlebnisreichen Tag.

Bundesland:    Schleswig–Holstein

 

Region:     Kreis Rendsburg - Eckernförde      

 

AktivRegion „Hügelland am Ostseestrand“

 

Wegezuordnung:  

Europäischer Fernwanderweg E 1 / E 6   

 

Start- und Zielpunkt:  

Parkplatz an der Seebadestelle (K 78)      

24361 Groß Wittensee    

 

Verkehrsanbindung Auto:

Von Kiel oder von der A 7 auf die A 210 bis   Abfahrt 4 Bovenau, von dort auf der L 47 und   K 94 über Bovenau bis zur Kanalfähre Sehestedt.  Von Sehestedt in Richtung Gettorf bis zur Abfahrt  Eckernförde/Haby, in Haby links abbiegen in  Richtung Großwittensee.

 

Verkehrsanbindung ÖPNV:

Mit Regionalbahn bis Eckernförde oder   Rendsburg, von dort mit Bus Linie 3020 bis   Groß Wittensee   

 

Rund- oder Streckenwanderung:  Rundwanderung

 

Länge:     ca. 16 km

 

Geschätzte Dauer:   ca.  5 Stunden    

 

Markierungszeichen:  keine   

 

Höhenunterschied:  

Tiefster Punkt:    4 m  

Höchster Punkt:  40 m   

 

Anforderungen:  

steile Passagen:   nie

durchgehend kinder- wagengerecht:    ja

barrierefrei:    nein  

 

Besonderer  Routencharakter:  

Naturwanderung      

Kulturwanderung    

 

Begehbarkeit:    ganzjährig   

 

Sehenswürdigkeiten:  

1.   NSG Groß Wittenseer Moor        

2.   Mühle „Augusta“ in Groß Wittensee      

3.   Galerie Lambertz – Reese    

 

Einkehrmöglichkeiten:  

Hotel Wittensee-Schützenhof      

Rendsburger Straße 2      

24361 Groß Wittensee      

Tel. 04356-17-0      

www.hotel-wittensee.de      

Einkehr / Übernachtung      

 

Haby Krog      

Dorfstraße 28      

24361 Haby      

Tel. 04356-661      

Einkehr   

 

Hinweis auf Karten:

Name:     Wander- und Freizeitkarte Nr. 5       Schleswig - Eckernförde  1 : 50000

Herausgeber:    Landesvermessungsamt Schleswig – Holstein       3-89130-285-1   

 

Hinweis auf Wanderliteratur:

Titel:      Naturführer durch Schleswig-Holstein Band 1

Verlag:     Wachholtz - Verlag ISBN      3-529-05415-0

Titel:      Landschaftsgeschichtliche Exkursionsziele

Verlag:     Wachholtz - Verlag ISBN      3-529-054054

Titel:      Das Schleswig-Holstein-Wanderbuch

Verlag:     BLV Verlagsgesellschaft ISBN      3-405-12278-3

Titel:      Engel und Geister

Verlag:     Wachholtz - Verlag ISBN       3-529-02719-7    

 

Bilder:    

Gerlind Lind      

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“  

 

GPS-Track und Kartenskizze:    

Stefan Beck

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“   

 

Ansprechpartner:  

Interessengemeinschaft  „Wanderbares Schleswig–Holstein“  

von Heyer, Wolfgang  

Kuhlacker 32a  

24145 Kiel  

Tel. 0431-713495  

g-g-lind@t-online.de  

www.wanderbares-schleswig-holstein.de   

 

Tourismusorganisation:  

Info Zentrum für Tourismus, Umwelt Natur „Redderhus“      

Fremdenverkehrsverein Hüttener Berge      

Hauptstraße 2      

24361 Holzbunge      

Tel. 04356-986107      

www.redderhus.de

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