Von Husum, einer Geestrandsiedlung, führt die Wanderung auf einem deutlichen Geländeknick hinab in die von Gräben durchzogene, gegen das Meer und die Geest eingedeichte Südermarsch, in der wir Spuren der Landschaftsgeschichte, der mühevollen Besiedlung und Beherrschung dieses Raumes nachempfinden können. Mildstedt, Koldenbüttel und Friedrichstadt, Höfe auf Warften zeugen von Jahrhunderte währender Kultur. Moor- und Sumpfgebiete wurden zur Südermarsch umgewandelt, heute schützenswertes Grünland, das als Stiftungsland der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein zu Brut- und Nahrungslebensraum für Wiesenvögel und periodischem Überschwemmungsgebiet mit entsprechender Vegetation entwickelt wird.
Wegbeschreibung
Vor dem Bahnhof Husum starten wir die Wanderung links ab in die Poppenburgstraße, queren dann wieder links ab die Bahnunterführung über die Wilhelmstraße. Dieser folgen wir bis zur Beseler Straße, die wir nehmen, bis zu einem herrlich angelegten Grundstück mit rethgedecktem Haus, das von zwei Fröschen am Eingangstor beschützt wird. Wollen auch sie die verkehrte Welt der Menschen wieder ins Lot bringen und den entwürdigten Tieren einen Platz in der Welt einräumen? Gleich darauf nehmen wir rechts ab den Fußweg Am Steig. Wir folgen dann dem Alten Kirchenweg links ab, dann rechts ab in den Weg Kuhgräsung. Vor der Friedrichstraße wandern wir hinunter durch den Ehrenhain und wieder hinauf bis zur Friedrichstraße. Dieser folgen wir ostwärts bis zur Bahnbrücke, die wir überqueren. Gleich nach der Brücke führt ein Weg hinunter in das Tal der Mildau, die Ebene der Südermarsch, auf den Lagedeich. Um das Geestwasser von der Südermarsch fern zu halten schuf man 1584 den Lagedeich und den Großen Sielzug. Die an den Fuß des Lagedeichs gefesselte Mildau fließt in die Husumer Au. Von der bis Husum reichenden Geestzunge fällt das Gelände entlang des Weges auf dem Lagedeich von einer Höhe von etwa 20 m über NN auf NN bis -0,5 m NN in der Südermarsch ab. Die Mildau präsentiert sich als begradigter Graben am Fuß des Geestrückens, über den vereinzelt Holzbrücken mit Fußwegen zur Anhöhe führen. Wir setzen unseren Weg an der Mildau fort, fasziniert von dem endlos weiten Blick über die Südermarsch. Am Wegesrand begegnen wir dem Eschenhof. Wiesen mit Weidewirtschaft, Schafhaltung wechseln sich ab mit sumpfig, moorigen, im Renaturierungszustand befindlichen Flächen. Ausgedehnte Feuchtwiesen folgen naturnahen Niedermoorresten, Schilfröhrichten. Dichte Weidengebüsche in Feuchtgebieten beeindrucken. Einst zog sich die Lundener Nehrung deutlich nach Norden fort, ließ ein östlich gelegenes Moorgebiet entstehen und schützte es vor Überflutung. Im Jahr 1362 durchbrach das Meer den Strandwall, es entstand eine Verbindung von Treene, Eider mit dem Heverstrom. Nach der Großen Flut von 1362 wurde das Gebiet Zug um Zug wieder eingedeicht und 1489 mit dem Festland verbunden. Hier bestehen und entstehen heute geeignete Brut- und Lebensräume für Wiesenvögel, auch für die gefährdete Trauerseeschwalbe. Durch Aufstauen der Parzellengräben können periodische Überschwemmungsflächen geschaffen werden. Auf einem durch die Wiedervernässung abgestorbenen Baum wartet ein Greifvogel im Ansitz. Vor Mildstedt nehmen wir den Weg Westerreihe hinauf nach Mildstedt. Den Neuen Weg lassen wir rechts liegen, gehen gerade aus, bis wir am Spritzenhaus in Richtung der schon in Sicht befindlichen Kirche von Mildstadt wandern, einer stattlichen spätromanischen Backsteinkirche aus der Zeit um 1200. Noch bis 1448 gehörte Husum zum Kirchspiel Mildstedt. Nach Besichtigung der eindrucksvollen Kirche und des ihn umkränzenden Friedhofes gehen wir über die Hauptstraße wieder in Richtung Süden, gelangen rechts ab über die Osterreihe wieder an den Lagedeich. Mit „Tschüss, komm mol wedder“ werden wir aus Mildstedt verabschiedet und wandern in die Südermarsch. Nach etwa 700 m nehmen wir den Johannes Thomsen-Weg und wandern in Richtung West, vorbei an zahlreichen Schafen mit ihren Lämmern im Frühjahr. Am Wasserweg biegen wir links ab, folgen diesem Westerweg bis zum Hinweisschild „Brücke über den Sielzug in 300 m“. Wir erreichen dann diese Brücke. Hier hat der Große Sielzug eine Breite von 7 - 8 m. Hier wurde ein „Handicap-Platz“ eingerichtet, von dem man eine weitreichende Sicht in Richtung Rantrumer Marsch mit seinem engmaschigen Grabennetz hat. Auf dem Westerweg erreichen wir dann die Kreisstraße 55, überqueren diese und setzen unseren Weg fort auf dem Dammkoog in Richtung Hakenhof. Wütend verjagt ein Kiebitz eine Wiesenweihe. Bevor es rechts ab zum Haubarg Hakenhof geht sieht man diesen schon von weitem inmitten einer Baumgruppe. Der Haubarg Hakenhof wurde um 1780 errichtet. Er ist von einem breiten Wassergraben umzogen; von der Westseite gelangt man auf den Hof. Eine Inschrifttafel über dem Eingang mit der Jahreszahl 1610 deutet auf ein höheres Alter dieser Anlage hin. Umstanden ist der Hau- barg von Eschen, eine von beson- ders beeindruckender Statur, eine wahre Odinsesche. Unser Weg führt uns weiter bis zur K 1, wo wir rechts ab die Bahngleise der Linie Friedrichstadt - Husum queren, dann links ab auf dem Lehmdamm in Richtung Feldbergs- hof wandern. Zur Rechten steht auf einer Warft ein schöner reetgedeckter Hof. Davor weiden Schafe. Nach etwa 500 m überqueren wir einen Sielzug, der dem Verlauf der alten Eider - Treene - Hever -Verbindung, der Nordeider entspricht. Der Hinweis „Spätinge“ für große, tiefliegende Flächen, entstanden durch ehemalige Flussläufe, Priele oder entnommen für den Deichbau, deutet auf diesen ehemaligen Flusslauf hin. An der Wegkreuzung am Feldbergshof wandern wir links ab, direkt auf den Hof zu, den der Weg dann aber umläuft. Am Ferienhaus Sonnenberg (Dingsbülldeich 2) lädt eine Ruhebank zu einer Pause ein. Von Sonnenberg kann man über den Badenkoog bereits die Kirche von Koldenbüttel sehen. An der K 1 vor der Bahnführung wenden wir uns nach rechts ab in Richtung Koldenbüttel auf der Straße Norddeich. Schon bald treffen wir auf den Naturerlebnisraum Koldenbütteler Marsch, in dem auf vier Hektar Fläche typische Elemente der Natur und Kultur in den Marschen gezeigt werden. Der Spazierweg „Baumpfad“ mit den Bäumen des Jahres der Vorjahre führt wieder auf die Dorfstraße in Richtung St. Leonhard-Kirche, die wegen der ständigen Überflutungsgefahr im 12. Jahrhundert aus Tuff- und Feldsteinen auf einer Kirchwaft erbaut wurde. Neben der Kirche steht das älteste Glockenhaus Schleswig-Holsteins von 1461. Sehenswert in der Nähe der Kirche ist das ehemalige Diakonat. An die gefallenen Schleswig- Holsteiner in den Jahren 1848 - 1850 erinnert eine Gedenktafel vom 23. April 1864. Auch eine Bismarck-Eiche hat die Gemeinde Koldenbüttel anlässlich des 80. Geburtstages am 1. April 1895 gepflanzt. Auf der Dorfstraße gehen wir bis zur Mühlenstraße, wo wir uns nach links wenden, vielleicht noch das Pastorat, 1658 als Marschbürgerhaus errichtet, seit 1754 Pastorat, anschauen. Auf der Mühlenstraße queren wir einen Großen Sielzug, über den ein großer Anteil des Wassers aus der Südermarsch durch ein Schöpfwerk in die Eider gepumpt wird. Wir folgen der Mühlenstraße bis zum Bahnübergang, wo wir vor dem Übergang rechts ab dem Weg Treenedeich folgen, der uns bis zum Bahnhof Friedrichstadt bringt. Von hier sollte man aber unbedingt Friedrichstadt besuchen. Wir nehmen den Weg in Richtung Kanueinsatzstelle an der Treene, überqueren die Blaue Brücke, wenden uns nach links, vorbei an einer mächtigen, alten Esche. Über eine ehemalige Schleuse gelangen wir zur Straße Am Binnenhafen, der wir nach links ab folgen und die Straße Mittelburgwall über den Mittelburggraben erreichen. Wir besichtigen die St. Christophoruss Kirche, Am Mittelburgwall 44, gelangen zum eindrucksvollen Marktplatz und kehren auf der anderen Seite des Mittelburggraben zurück, vorbei an der äußerst unscheinbaren Mennonitenkirche am Mittelburgwall 21. Auf dem Rückweg zum Bahnhof stehen wir bedrückt vor der ehemaligen Synagoge in Friedrichstadt, Am Binnenhafen 17, deren Innenausstattung am 10. November 1938 zerstört wurde. Friedrichstadt wurde 1621 am Zusammenfluss von Treene und Eider mit religiöser Toleranz für Mennoniten, Quäker, Katholiken und Juden in lutherischem Umfeld gegründet.
Bundesland: Schleswig–Holstein
Region:
AktivRegion Südliches Nordfriesland
Kreis Nordfriesland
Wegezuordnung: Nordseeküstenradweg
Start- und Zielpunkt:
Start: Bahnhof
25813 Husum
Ziel: Bahnhof
25840 Friedrichstadt
Verkehrsanbindung Auto:
Start: von Hamburg über A 23 und B 5 bis Ausfahrt Husum Zentrum von Kiel über A 210, A 7 bis Ausfahrt 5 Schleswig/ Schuby, weiter auf B 201 bis Husum Zentrum Ziel: von Hamburg über A 23 und B 5 bis Abfahrt auf B 202 in Richtung Friedrichstadt von Kiel über A 210 bis Abfahrt B 77 (Kanaltunnel), auf B 77 bis Abfahrt auf B 202 (Fockbek), auf B 202 bis Friedrichstadt Bhf.
Verkehrsanbindung ÖPNV:
Start: von Hamburg NOB Hamburg - Westerland bis Husum Bhf. von Kiel NOB Kiel - Husum Bhf.
Ziel: von Hamburg NOB Hamburg - Westerland bis Friedrichstadt Bhf. von Kiel NOB Kiel-Husum, weiter mit NOB Westerland - Hamburg bis Friedrichstadt Bhf.
Rund- oder Streckenwanderung: Streckenwanderung
Länge: ca. 17 km
Geschätzte Dauer: ca. 6 Stunden
Markierungszeichen: keine
Höhenunterschied:
tiefster Punkt: -0.1 m
höchster Punkt: 20 m
Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinder- wagengerecht: ja
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderung
Kulturwanderung
Stadtwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Stiftungsland Südermarsch
2. Kirche in Mildstedt
3. Haubarg Hakenhof
4. Naturerlebnisraum Koldenbüttel
5. St. Leonhard-Kirche Koldenbüttel
6. Friedrichstadt
Einkehrmöglichkeiten:
Kirchspielskrug Mildstedt
Hauptstraße 13
25866 Mildstedt
Tel. 04841-74118
www.kirchspielskrug-mildstedt.de
Einkehr
Pension Bärbel Tedsen
Dorfstraße 44
25840 Koldenbüttel
Tel. 04881-1232
Übernachtung
Pension - Restaurant Treenehof
Familie Eggers
Herrenhallig 10
25840 Fridrichstadt
Tel. 04881-93710
www.treenehof.de
Einkehr / Übernachtung
Jugendherberge (DJH) Friedrichstadt
Stapelholmer Platz
25840 Friedrichstadt
Tel. 04881-936261
Übernachtung
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 2 Husum - Heide 1 : 50000
Herausgeber: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Schleswig – Holstein ISBN 3-89130-282-7
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Topographischer Atlas Schleswig-Holstein
Verlag: Karl Wachholtz-Verlag (1966)
Titel: Schleswig-Holsteinisches Hausbuch
Verlag: Bibliothek Rombach ISBN 3-7930-0746-4
Titel: Von Bornhöved bis zur Erstürmung der Düppeler Schanzen - Vergessene Schlachten und Kriege in Schleswig-Holstein
Verlag: Books on Demand ISBN 8-8311-2305-5
Titel: Schleswig-Holstein im Hohen und Späten Mittelalter
Verlag: Boyens Buchverlag ISBN 978-3-8042-1366-1
GPS-Track und Kartenskizze:
Stefan Beck
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
Bilder:
Walter Krafft, Gerlind Lind
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig–Holstein“
von Heyer, Wolfgang
Kuhlacker 32a
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
g-g-lind@t-online.de
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Tourist-Information Husum/Husumer Bucht
Großstraße 27
25813 Husum
Tel. 04841-8987-0
www.husum-tourismus.de
Tourismusverein Friedrichstadt und Umgebung
Am Markt 9
25840 Friedrichstadt
Tel. 04881-9393-0
www.friedrichstadt.de
Downloads:
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