Landschaftsbilder aus der Zeit des 18. Jahrhunderts zeigen halboffene Weidelandschaften, wie sie im Stiftungsland Schäferhaus bei Flensburg anzutreffen sind.
Diese unbegrenzt erscheinende Landschaft, in der sich Robustrinder und Koniks bewegen, bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Naturbeobachtung, sichert wertvolle Flächen für den Arten- und Biotopschutz. Alte Handelswege auf dem Areal wie der Ochsenweg, der Diebsweg, bronzezeitliche Gräber, die Gedenkstätte Jägerslust lassen Geschichte lebendig werden.
Von der Bushaltestelle Westerstraße gehen wir ein kurzes Stück westwärts, überqueren die Bahnlinie, dann die L17, bleiben einen kurzen Abschnitt auf dem Ellunder Weg, biegen dann links ab in die Straße Am Oxer. Schon nach wenigen Metern können wir rechts ab den als Pilgerweg gekennzeichneten Pfad wandern, der parallel zur Grenze des Stiftungslandes Schäferhaus durch Grün verläuft. Am Schäferweg 1 führt uns der Weg rechts ab in das Stiftungsgebiet Schäferhaus-Nord. Noch vor dem Betreten des Stiftungslandes durch ein Gatter werfen wir einen Blick auf den schönen See, an dessen Ufer weiße und schwarze Galloways stehen. Durch die jahrzehntelange militärische Nutzung, die Beweidung durch Robustrinder und Koniks, ist eine savannenartige Landschaft entstanden. Die Blütezeit von Schlehen und Weißdorn verwandelt diese in einen Traum. Im Schutz junger dorniger Sträucher können auch andere Bäume wie Eichen heranwachsen, die wegen ihrer Lichtbedürftigkeit in halboffenen Landschaften besser zurechtkommen. An einer ersten Wegkreuzung lässt sich auf bereitgestellten Bänken eine Rast einlegen. An drei „Insektenhotels“ findet sich der Hinweis auf die Bedrohung der Insektenvielfalt, die Erfordernis von Nisthilfen in unseren Siedlungsgebieten. Hier heißt uns auch eine Willkommenstafel auf der Pilgerroute Veje-Rendsburg willkommen. Die ehemalige Pilgerroute folgte früher dem Handels- und Heerweg durch Schleswig-Holstein. SchleswigHolstein hatte schon immer eine Brückenfunktion zwischen Nord- und Südeuropa, schon vor ca. 3 000 bis 4 000 Jahren gab es einen Handelsweg, auf dem Rohstoffe wie Kupfer, Zinn und Eisenprodukte in den Norden, Felle, Bernstein u.a. in den Süden gehandelt wurden. Seit dem 14. Jahrhundert wurden Ochsenherden zu den Städten im Süden getrieben, so entstand die Bezeichnung Ochsenweg. Der Weg besaß natürlich auch militärische Bedeutung als „Heervej“. Die Auswirkungen der durchziehenden Kriegs- und Heerzüge waren oft katastrophal, da die Truppen sich in den am Weg gelegenen Dörfern und Städten rücksichtslos Quartier, Proviant, Wertgegenstände verschafften. Über Jahrhunderte wurde dieser Weg genutzt. Erst der Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert brachte auch die mehr als 500-jährige Tradition der Ochsentriften zum Erliegen. Nach unserer Pause nehmen wir den Weg rechts ab in westlicher Richtung durch ein weiteres Gatter. Wir gelangen zu einem Aussichtspunkt, von dessen Anhöhe man einen beeindruckenden Überblick über das Weidegebiet der Galloways und Koniks hat. Wir sehen von hier aus auch bizarre Baumgestalten, denn unter Fraßeinfluss können solche Gestalten entstehen. Das Abfressen der Triebe führt zu einem dichteren Wuchs, ganz nach dem Geschmack zahlreicher Vögel, wie auch der Dorngrasmücke. Einzeln stehende dornige Sträucher wie die Schlehe sind beliebte Ansitze der Neuntöter. Innerhalb der Weidelandschaft gibt es neben Bereichen, die intensiv, andere, die kaum beweidet werden. Ein sich wandelndes Mosaik entsteht mit Strukturen, mit Pfaden erhöhter Trittbelastung beispielsweise von einer Tränke zu einem schattigen Unterstand, und offenen Flächen, Gebüschgruppen, kleinen Waldbereichen. Der Kot der großen Weidetiere ist keineswegs Abfall sondern Nahrungs- und Lebensort für viele Insektenarten. Der Gesang der Feldlerche hoch über uns erfreut. Nach dem nächsten Gatter wandern wir rechts ab ein kurzes Stück in Richtung Norden. Wir sehen zur Linken mehrere bronzezeitliche Hügelgräber als Archäologisches Denkmal, wahrscheinlich an einem ehemaligen Handelsweg gelegen. Neben dem Heerweg oder Ochsenweg, der auch als christlicher Pilgerpfad genutzt wurde, gab es Juden und Zigeunern vorbehaltene Wege. Wir verlassen diesen „unchristlichen“ Weg und setzen unsere Wanderung auf dem Weg in westlicher Richtung fort. Auch auf diesem Weg kann es geschehen, dass plötzlich eine größere Gruppe von Galloways mitten auf dem Weg steht. Auch die verwilderten Koniks stehen manchmal gar nicht scheu dicht vor einem, lassen sich gut beobachten, ehe sie sich unauffällig in das Gebüsch der Weidelandschaft verziehen. An der nächsten Wegkreuzung gehen wir geradeaus weiter. Hier findet sich ein Hinweis auf die Vielfalt und Offenheit der Wilden Weide, die von dem Bunde Wischen e.V. bewirtschaftet wird (www.bundewischen.de). Die vor uns liegende Landschaft hat eine bewegte Geschichte. Gletscher, Pflanzen, Tiere, Menschen formten, gestalteten die Landschaft in den vergangenen letzten Jahrtausenden. Funde im Kies der Sanderflächen beweisen, dass hier in der Warmzeit zwischen der Saale- und Weichseleiszeit Waldelefanten gelebt haben. Deutliche Spuren hinterließ die Zeitspanne vom Abschmelzen der Gletscher vor etwa 15 000 Jahren bis in die Gegenwart. In dieser Phase der Nacheiszeit entstanden viele charakteristische Landschaftselemente, auch durch das Zusammenwirken von Mensch und Natur. Zeitzeugen der Eiszeit sind die „wandernden Steine“, eine Sammlung von Findlingen aus verschiedenen Gebieten Schwedens, Finnlands, des Ostseeraums, die Gletscher von dort herantransportiert haben. Nach Besichtigung dieses Themenpunktes biegen wir an der nächsten Wegkreuzung links ab. Wir überqueren die alte Panzerstrecke, Zeugnis der militärischen Nutzung des Gebietes Schäferhaus. Wir gelangen an den kleinen Ihlsee, der als Toteismulde entstanden ist. Wir besteigen den Aussichtspunkt, schauen auf die Hügelgräber, die vor 3 000 Jahren angelegt worden sind. Auf dem Gelände des Naturerlebnisraumes Schäferhaus befanden sich einst zahlreiche Hügelgräber, die fast alle der militärischen Nutzung des Geländes weichen mussten. Um das historische Landschaftsbild wiederherzustellen, fand im Jahr 2003 die Rekonstruktion einiger Grabhügel an den Originalstandorten statt. Wir besichtigen ein Hügelgrab, setzen dann unseren Weg fort. An der nächsten Wegkreuzung biegen wir rechts ab. Auf diesem „Ochsenweg“ wird durch zwei aufgestellte Ochsen die Größe und Ausdehnung einer Herde verdeutlicht. Wir folgen dem Weg halblinks und gelangen dann auf den Parkplatz einer Straße, die parallel zum Autobahnzubringer B199 verläuft. Wir wandern weiter bis zum Naturerlebnisraum Flensburg am Ochsenweg, von wo ein Wanderweg in Richtung Gottrupel die Straße verlässt. Auf diesem wandern wir bis an das Ortsschild Gottrupel, von wo ein Rad- und Gehweg die B199 unterquert und zum Flugplatzweg führt. Auf diesem wandern wir an der Straße Oberlangberg vorbei. Wir gelangen in den Ortsteil Langberg von Handewitt. An der scharfen Rechtskurve des Flugplatzweges nehmen wir den Wanderweg links ab in das Stiftungsland Schäferhaus-Süd. Eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft ist hier entstanden, in der seltene Tier- und Pflanzenarten sowie kulturhistorische Relikte, die bis in die vorgeschichtliche Zeit datiert werden können, zu finden sind. Im Stiftungsland findet Naturschutz durch Förderung der biologischen Vielfalt, Nutzung durch Beweidung und naturnahe Erholung im Einklang statt. Wir betreten das Gebiet auf dem geradeaus führenden Weg, gelangen durch ein Gatter auf die Wilde Weide. An dem ersten rechts abzweigenden Weg gehen wir vorbei. Dann führt ein Pfad quer durch die weite Ebene, auf der vereinzelt Ginsterbüsche, Weißdorn und Schlehen stehen. Unter einer Baumgruppe stehen Galloways, Schutz und Ruhe suchend. Dieser Pfad, der ausgetretene Rinderpfade quert, führt wieder auf einen Hauptweg, auf dem wir zu einer Baumgruppe gelangen, zwischen der einst das Gut Jägerslust lag. Auch wenn der Name Jägerslust freudig klingt, hatten es die zahlreichen Besitzer des Hofes auf dem mageren Boden nicht leicht, lebten statt von Ackerbau karg von Viehhaltung und Jagd. Bedrückend ist das erlittene Schicksal der letzten Familie auf Gut Jägerslust. Am 9. November 1938 wurde die jüdische Familie Wolf von den Nationalsozialisten vertrieben und das Gut mit Inventar und Vieh wenige Tage später versteigert. Erinnerungstafeln beschreiben umfassend das Schicksal der Familie und die unbarmherzige, brutale, bürokratische Verfahrensweise der Herrschenden. Wir setzen unseren Weg bedrückt fort, biegen an der nächsten Wegkreuzung links ab, wandern nun am Rand des Stiftungslandes entlang zur Gartenstadt Weiche, verlassen das Stiftungsland durch ein Gatter, gelangen schließlich an ein Waldstück, in das wir dort, wo der bisherige Weg nordwärts verläuft, rechts ab durch den Wald wandern. Nach dem langen Weg durch die offene „Savannenlandschaft“ empfinden wir den Schatten und die Geborgenheit in einem Wald als angenehm. Wir überqueren einen Querweg, gehen geradewegs auf die Siedlungshäuser am Alten Husumer Weg zu, auf dem wir nach wenigen Metern die Bushaltestelle Ochsenweg erreichen. Mit der Buslinie 11 gelangen wir in die Innenstadt Flensburgs.
Bundesland: Schleswig-Holstein
Region: Aktiv Region „Mitte des Nordens“
Stadt Flensburg Kreis Schleswig-Flensburg
Wegezuordnung: Ochsenweg Via Jutlandica
Start- und Zielpunkt:
Start
Westerstraße
Bushaltestelle Li 1539
Westerstraße 24955
Harrislee
Ziel
Husumer Weg
Bushaltestelle Li 11
Ochsenweg
24941 Flensburg
Verkehrsanbindung Auto: Start von der A7 die Abfahrt 2 Flensburg/Harrislee nehmen, auf der B199 in Richtung Flensburg die Abfahrt auf der L17 in Richtung Padborg/DK auf dem Ochsenweg nehmen. An der Kreuzung Ellunder Weg/Westerstraße nach rechts ab zur Bushaltestelle Ziel von der A7 die Abfahrt 2 Flensburg/Harrislee nehmen, auf der B199 in Richtung Flensburg die Abfahrt auf der K27 in Richtung Weiche auf dem Ochsenweg nehmen. An der Kreuzung Ochsenweg(Husumer Weg nach rechts zur Bushaltestelle
Verkehrsanbindung ÖPNV: Start von Flensburg Bhf mit Buslinie 1 oder 5 bis Flensburg ZOB. Von hier mit Buslinie 1539 bis Westerstraße fahren Ziel von Flensburg Bhf mit Buslinie 1 oder 5 bis Angelburger Straße, von dort mit Buslinie 11 ab Südermarkt bis Flensburg-Weiche Haltestelle Ochsenweg
Rund- oder Streckenwanderung: Streckenwanderung
Länge: ca. 12 km
Geschätzte Dauer: ca. 4 Stunden
Markierungszeichen: keine, s. Wegbeschreibung
Höhenunterschied:
tiefster Punkt: 43 m
höchster Punkt: 35 m
Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinderwagengeeignet: ja
Besonderer Routencharakter: Naturwanderung
Begehbarkeit: ganzjährig
Sehenswürdigkeiten:
1. Stiftungsland Schäferhaus Nord mit halboffener Weidelanschaft für Robustrinder und Koniks
2. bronzezeitliche Grabhügel
3. Stiftungsland Schäferhaus Süd
4. Gedenkstätte Gut Jägerslust
Einkehrmöglichkeiten:
Grenzmotel
Am Oxer 19
24955 Flensburg-Harrislee
Tel. 0461-9957566
www.grenzmotel.de
Übernachtung
Ristorante Isabella
Am Oxer 35 a
24955 Flensburg-Harrislee
Tel. 0461-74085
www.ristorante-isabella.de
Einkehr
China-Restaurant Pazific
Ochsenweg 39
24941 Flensburg
Tel. 0461-91288 Einkehr
Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte 4 Flensburg - Kappeln 1: 50 000 Herausgeber: Landesamt für Vermessung und Geoinformation Schleswig-Holstein
ISBN:
3-89139-284-3
Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Wilde Weiden zwischen Nord- und Ostsee Verlag: Husum Druck- und Verlagsgesellschaft
ISBN: 978-3-89876-556-5
Titel: Bus-Rund-Um Erlebnis-Wandertouren für Flensburg & Umgebung Herausgeber: Stadt Flensburg
Bilder: Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, Gerlind Lind
GPS-Track/Kartenskizze: Stefan Beck
Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig-Holstein“
Wolfgang von Heyer
Kuhlacker 32 a,
24145 Kiel
Tel. 0431-713495
www.wanderbares-schleswig-holstein.de
Tourismusorganisation:
Touristinformation Flensburg
Rote Straße 15-17/Klostergang
Tel. 0461-9090920
e-mail: info@taff.sh
www.taff.sh
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