Südwärts ist nicht südlich genug

Was macht die Wanderung aus, was ist das Besondere?

 

Begleitet von Zeugnissen jahrtausende alter archäologischer Denkmale an alten Wegen, die schon in vorgeschichtlicher Zeit als Verbindung von Nord nach Süd dienten, die Eisenbahnverbindung von Lütjenburg bis Malente und weiter, ermöglichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Reisen in den erträumten Süden. Unsere Wanderung führt uns an alte Verbindungswege, die den Anschluss an die damalige Welt ermöglichten.

Wegbeschreibung

 

Entscheidend für die Entstehung von Handelsniederlassungen waren schon immer Verkehrsverbindungen zu Lande und zu Wasser. Der zentrale Ort unserer Wanderung, Lütjenburg, wurde 1892 an das Eisenbahnnetz in Richtung Neumünster, Lübeck und damit an die Welt des Südens angeschlossen. Wir starten vom Parkplatz an der Straße Schmiedendorf, gegenüber derZufahrtsstraße nach Howacht. Wir wenden uns in Richtung Birkenhof, wandern weiter, bis wir die Wegung in Richtung Friederikental nehmen können. Zur Linken schauen wir auf weite Ackerflächen, begrenzt vom Hohen Holz. Auf der Ackerfläche steht einsam und allein eine Eiche als Überhälter.

Der nicht asphaltierte Weg bildet sich zu einer schönen Lindenallee aus. Der Weg wird, meist kaum sichtbar, weil zugewachsen, von dem Schienenstrang der ehemaligen Eisenbahnlinie Lütjenburg - Gremsmühlen, 1892 in Betrieb genommen, begleitet. Dann verläuft der Weg weiter in einer Linkskurve auf Friederikental zu. Über die Lindenallee geht es in den Ort hinein. An der nächsten Kreuzung gehen wir geradeaus. Ein Gedenkstein „Friederikenthal 1797 1951" weist wohl auf die Ortsgeschichte hin.

Am Ende der Lindenallee, am Ortsausgang, geht es auf eine leichte Anhöhe, von der man einen großartigen Blick auf den Bungsberg, die höchste Erhebung des Landes hat, auch wenn diese Höhe von hier sich eher bescheiden ausnimmt. Wir gelangen dann an den Wald nahe Blekendorf. Gut sichtbar ist der mäandrierende Verlauf eines Zuflusses der Alten Mühlenau, an dessen Ufer üppig Primeln und Lerchensporn blühen. Dicht vor der Straße nach Blekendorf (K27) überqueren wir den Bach.

An der Kreisstraße biegen wir rechts ab, wandern weiter auf dem Rad- und Wanderweg, der die Alte Mühlenau überquert. Diese Au hat ihren Ursprung im Gebiet von Gut Kletkamp. Über den ersten Weg rechts ab erreichen wir den Wald von Achtersöhren. Mächtige Eichen stehen am Wegesrand. Wir verlassen den Wald in Achtersöhren, nehmen an der Wegkreuzung den Weg rechts ab, sehen zur Linken einen Teich mit Kopfweiden. Wir bleiben auf dem Weg entlang des Waldsaums. Im Wald liegt ein Tümpel, üppig umstanden von der gelb blühenden Sumpf-Schwertlilie, der Großen Schlüsselblume. Auch die Rötliche Schuppenwurz findet sich hier.

Wir überqueren die Gleise der ehemaligen Eisenbahnlinie, der wir ab Schmiedendorf gefolgt sind. Auch hier sind die Gleise überwuchert von Himbeer- und Brombeerbuschwerk. Zur Linken liegt ein schöner Erlen-bruchwald, aus dem ein Bach die Gleise unterquert. Kurz darauf führt der Weg links ab in Richtung Högsdorf. Wir verlassen den Wald, der Weg führt weiter durch einen Redder. Von einer offenen Stelle im Knick hat man einen wundervollen Blick über die Felderwirtschaft am Schoppelweg. Steinhaufen am Wegesrand mit großen Findlingen sind Hinterlassenschaften der Plöner Eiszunge der Weichselkaltzeit.

Am Ende des holprigen, sehr matschig aufgeweichten Weges liegt am Wegesrand ein schönes Anwesen mit einem rethgedeckten Doppelhaus. Danach ist der Rad - und Wanderweg gut begehbar. Der Schoppelweg führt uns auf die Blekendorfer Straße, wo wir rechts ab zur Hauptstraße von Högsdorf gelangen. Von hier sind es, vor bei am Restaurant „Treschan's Gasthaus", nur wenige Meter, bis wir den Weg in Richtung Helmstorf nehmen können. Dieser Weg scheint auch ein uralter Verbindungsweg zwischen Lütjenburg und dem Süden des Landes gewesen zu sein. Welche Wege mag es gegeben haben, auf welchen bereits in der Bronzezeit und früher Luxusgüter wie Gold, edle Stoffe, Waffen aus dem Süden befördert wurden und Begehrlichkeiten erweckten, das "gelobte Land ", aus dem diese Waren kamen, kennen zu lernen.

Dann werfen wir durch eine Zufahrt zu den Feldern einen Blick auf die St. Claren-Kirche von Blekendorf, eine Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Mit ihrem 55m hohen Turm ist sie gut zu erkennen. Auf welchen Wegen wurde im Mittelalter die Genehmigung zum Bau der Kirche beim Vatikan eingeholt? Eine Besonderheit am Wege ist die Ansammlung von 17 Grabhügeln aus der Bronzezeit 1700 v.Chr. im Wetterader Steinbusch. Eine Informationstafel auf dem Weg zum Wald gibt Hinweise auf dieses Gräberfeld, in dem von der jüngeren Bronzezeit bis in die Eisenzeit und bis ca. 600 n. Chr. die Toten in Urnen an und bei den Hügelgräbern bestattet wurden. Zu welcher Siedlung am Weg dieses Gräberfeld gehörte ist noch ungewiss.

Am dann folgenden Weg rechts ab in Richtung Blekendorf gehen wir vorbei, ebenso am dann folgenden Zuweg nach Wetterade und Kühren. Hier steht auch eine der zahlreichen Informationstafeln des Lehrpfades Gut Helmstorf, auf dem wir uns bewegen. Nach dem Hof Kaiser sind am Wegesrand ein eindrucksvoller Grabhügel, westlich auf der Höhe ebenfalls Grabhügel zu sehen. Die folgende Informationstafel „Die Eiszeit" erläutert die Entstehung der Landschaft unter den Bedingungen der letzten Weichselkaltzeit.

An der nächsten Abzweigung nach Wetterade gehen wir ebenfalls vorbei, bleiben auf dem Weg in Richtung Helmstorf und Lütjenburg. Die Kopfsteinpflasterung des Weges zeigt, dass es sich hier auch um einen Winterweg von einst handelt. Der Hügel auf dem Hasenberg, den man von unserem Weg deutlich erkennen kann, wurde unter Denkmalschutz gestellt. Der Grabhügel besitzt einen Durchmesser von 30m und ist ca. 5m hoch.

Die Hochspannungsleitung über unserem Weg zeigt dann an, dass wir nicht mehr weit entfernt vom Gut Helmstorf sind. Schon überqueren wir einen Bach, der in die Kossau mündet. Das Gut Helmstorfliegt also vorteilhaft. Es besteht mindestens seit dem 13. Jahrhundert. Auch eine Mühle, betrieben von der Wasserkraft der Kossau wird früh erwähnt. Vom Mühlendamm hat man einen guten Blick auf das mächtige zweiflügelige Herrenhaus, das 1878/79 seine heutige Gestalt erhielt. Bemerkenswert ist der nicht zugängliche Park des Anwesens, der von der unter Naturschutz gestellten Kossau umflossen wird.

Über den Mühlendamm biegen wir nach Überschreiten der Kossau auf den nach Lütjenburg führenden Fußweg links ab, nehmen dann vor der B 202 den Weg rechtsab, queren die Bundesstraße und gelangen über die Mühlenstraße, die Straße Gildenplatz zum Markt, vorbei an der St.Michaeliskirche, die um 1150 im Zuge der Kolonisierung und Christianisierung Wagriens entstand und mit ihrem spätgotischen Schnitzaltar und dem Reventlow-Grabmal zu den schönsten Kirchen in Schleswig-Holstein zählt. Auch die sehenswerten Häuser am Markt sollte man aufsuchen.

Von Lütjenburg kann man den Bus in Richtung Kiel oder Schmiedendorf nehmen oder auch zu Fuß ca. 1km zum Pkw in Schmiedendorf gehen. Die Wanderung hat uns bewusst gemacht, dass wir Wanderer sind in einer jahrtausende langen Ahnenreihe von Menschen, die immer schon auf irgendeine Weise unterwegs waren.


Bundesland:
Schleswig-Holstein


Region:
Kreis Plön
AktivRegion Ostseeküste


Start- und Zielpunkt:
Start: 24321 Schmiedendorf, Bushaltestelle Li 310
Ziel: 24321 Lütjenburg, Markt, Bushaltestelle Li 310


Verkehrsanbindung Auto:
Start: Von Kiel auf der B 76 bis Ausfahrt Schwentinental Süd, von dort auf der B 202
bis Schmiedendorf, Kreuzung B 202/L 164 Richtung Howacht
Ziel: Von Kiel auf der B 76 bis Ausfahrt Schwentinental Süd, von dort auf der B 202
bis Lütjenburg, Zentrum


Verkehrsanbindung ÖPNV:
Start: Von Kiel ab Hbf. mit Buslinie 310 in Richtung Oldenburg bis Schmiedendorf
Ziel: Von Lütjenburg; Markt; mit Buslinie 310 in Richtung Kiel


Rund- oder Streckenwanderung: Streckenwanderung


Länge: ca. 13 km


Geschätzte Dauer: ca. 4 Stunden

Markierungszeichen: keine


Höhenunterschiede:

tiefster Punkt 20 m,

höchster Punk 73 m


Anforderungen:
steile Passagen: keine
durchgehend kinderwagengerecht: von Högsdorf bis Lütjenburg
Besonderer Routencharakter:
Naturwanderweg
Kulturwanderweg


Begehbarkeit: ganzjährig


Sehenswürdigkeiten:
Bahnstrecke Lütjenburg - Gremsmühlen von 1892
Hügelgräber am Weg Högsdorf - Helmstorf
Naturerlebnispfad Gut Helmstorf
Gut Helmstorf mit Kossaustauung
St. Michaeliskirche zu Lütjenburg
Bürgerhaus und Rathaus am Markt von Lütjenburg


Einkehrmöglichkeiten:
Hotel Ostseeblick
Am Bismarckturm 3
24321 Lütjenburg
Tel. 04381 9065-0
Übernachtung/ Einkehr


Landhaus Birkenhof
Achtern Beeck 5
24327 Blekendorf
Tel. 04381 7766
Übernachtung


Treschan's Gasthaus
Hauptstr. 5
24327 Högsdorf
Tel. 04381 9413
Einkehr


Hinweis auf Karten:
Name: Wander- und Freizeitkarte Nr. 10 Fehmarn - Lütjenburg
Maßstab: 1:50000
Herausgeber: Landesamt für Vermessung und Geoinformation
ISBN: 978 3 89130 290 3

Hinweis auf Wanderliteratur:
Titel: Ausflugsziele im Herzen von Schleswig-Holstein
Verlag: Boyens Buchverlag
ISBN: 3 8042 1165 8


Titel: Landschaftsgeschichtliche Exkursionsziele
Verlag: Wachholtz Verlag
ISBN: 3 529 054054


Titel: Bodendenkmale im östlichen Schleswig-Holstein
Verlag: Wissenschaftlicher Buch- und Filmverlag
ISBN: 978 3 9813616 2 9


Titel: Schöne Kirchen in Schleswig-Holstein
Verlag: Wachholtz Verlag
ISBN 3 529 02847


Bilder: Gerlind Lind


GPS- Track/Kartenskizze: Stefan Beck


Autor und Ansprechpartner:
Interessengemeinschaft „Wanderbares Schleswig-Holstein“
Wolfgang von Heyer
Kuhlacker 32 a, 24145 Kiel
www.wanderbares-schleswig-holstein.de


Tourismusorganisation:
Tourist-Information Lütjenburg
Markt 4
24321 Lütjenburg
Tel. 04381 419941
www.stadt-luetjenburg.de


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